Veloförderung – «Hauptstadt»-Brief #254

von Joël Widmer 7. Dezember 2023

Hauptstadt Die Themen: Velostadt; Medienvielfalt; Radio RaBe; Demonstration; Schulzahnklinik; Gurtenbahn; Sozialpreis; Amts-Publikationen.

Wenn ich mit meinem Fahrrad jeweils stadtauswärts in Richtung Lorraine-Brücke fahre, schlägt mein Velofahrerherz höher. Über dem Lichtsignal prangt dort eine grosse rote Tafel, welche die Veloroute in Richtung Wankdorf anzeigt. Bei der Signalisation und auf der Strasse sind an dieser Berner Kreuzung die Velos endlich den Autos gleichgestellt. Die Tafel steht stellvertretend für den städtischen Fortschritt in Sachen Fahrrad. Dank der Velo-Offensive der ehemaligen Gemeinderätin Ursula Wyss (SP) sind Berns Strassen heute deutlich velofreundlicher als noch vor zehn Jahren.

Doch ist damit alles in Butter? Keineswegs. Noch immer gibt es in der Stadt viele Stellen, die für Fahrräder mühsam zu bewältigen sind. Beim Helvetiaplatz, beim Kornhaus oder beim Hirschengraben ist für die Veloförderung noch viel zu tun. Das zeigen Reaktionen von «Haupstadt»-Leser*innen und das zeigt ein Rundgang meines Kollegen Nicolai Morawitz mit dem städtischen Veloexperten Michael Liebi.

Dennoch nerven mich neben aufdringlichen Autofahrer*innen mit fortschreitender Velo-Offensive immer häufiger auch jene Velofahrer*innen, welche sich nicht an die Verkehrsregeln halten – sich zum Beispiel an der Kreuzung neben mir durchschlängeln und übers Rotlicht fahren.

Als man vor Jahren an fast allen Kreuzungen eingequetscht am Rande der Strasse neben einem Lastwagen am Lichtsignal stand, war es oft eine Frage der eigenen Sicherheit, loszufahren bevor die Ampel auf Grün wechselte. In Zeiten des Velosacks – jener gelben Markierung, die Fahrrädern bei Lichtsignalen zuvorderst Platz und Vortritt geben – ist es aber nicht nur verboten, sondern auch ignorant, bei Rot über die Ampel zu flitzen. Denn Infrastruktur verpflichtet.

Aussichten. (Bild: Mik Matter)

Und jetzt noch zu anderen Themen des Tages:

  • Medienvielfalt: Gestern erschien der Anzeiger Region Bern erstmals in neuer Form mit ausgebautem redaktionellen Teil. Zum Start präsentierte der erneuerte Anzeiger ein Interview mit SVP-Bundesrat Albert Rösti. Der journalistisch aufgewertete Anzeiger ist der jüngste Player auf dem – neben der grossen Tamedia – weit verzweigten Medienplatz Bern. Meine Kolleg*innen Marina Bolzli und Jürg Steiner haben eine Übersicht zu den verschiedenen Berner Lokalmedien erstellt.
  • Radio RaBe: Das Berner Alternativradio RaBe wird im kommenden Jahr sein Empfangsgebiet ausweiten. Aus dem Stadtradio wird – zumindest in Bezug auf die geografische Verbreitung – ein Regionalradio. Es wird dank der Verbreitung über einen leistungsfähigeren DAB+-Sender von Neuenburg bis Olten zu hören sein. Aufgrund einer neuen Konzession wird sich Rabe zudem vermehrt um lokale Nachrichten aus der Region Bern-Mittelland kümmern müssen, schreibt Journal-B-Kollege Willi Egloff. Bisher beschränkte sich das Radio auf die Stadt Bern.
  • Medien-Talk: Wer liest heute noch Zeitung? Wie informieren sich junge Berner*innen? Welche Rolle spielt Social Media dabei? Diese Fragen will der Hauptsachen-Talk heute Abend um 19:30 Uhr in der Aula des Progr beantworten. Unter dem Titel «Warum konsumierst du keine Medien?» diskutieren Tiktok-Influencerin Mara Ludwig, Medienprofessorin Franziska Oehmer und Stadträtin Lena Allensbach. Organisiert wird der Talk von der «Hauptstadt», Journal B und dem Progr.
  • Demonstration: Am kommenden Samstag findet um 16:30 Uhr in Bern auf der Schützenmatte eine Kundgebung für den Frieden in Israel und Palästina statt. Die Kundgebung wird von der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) und der Jüdischen Stimme für Demokratie und Gerechtigkeit in Israel/Palästina (JVJP) organisiert. Die Organisator*innen versuchen, sich auf keine Seite des Konfliktes zu schlagen. Als Rednerin haben sie Alt-Bundesrätin Ruth Dreifuss (SP) gewonnen. Diese sagt zu BZ/Bund: «Die Versuchung, das Böse auf nur einer Seite zu identifizieren, ist gross und muss unbedingt überwunden werden, soll eine friedliche Koexistenz zweier Gesellschaften auf engem Raum möglich werden.» An der Demonstration vom Samstag sind nur Friedensfahnen erlaubt. Auf andere Fahnen und Transparente soll verzichtet werden.
  • Schulzahnklinik: Ende Oktober 2022 wurde die renovierte und erweiterte Schulzahnklinik der Stadt Bern an der Frankenstrasse 1 in Bümpliz eröffnet und gleichzeitig der Standort Breitenrain geschlossen. Die Zusammenlegung der beiden Standorte führt entgegen den Erwartungen zu tieferen Erträgen bei den zahnmedizinischen Leistungen. Der Gemeinderat beantragt dem Stadtrat darum einen Zusatzkredit von 590’000 Franken für den Schulzahnmedizinischen Dienst, wie er in einer Mitteilung schreibt. Um die finanzielle Situation zu verbessern, wird nun geprüft, ob die Schuluntersuchungen künftig in den Schulen stattfinden können, damit die Behandlungszimmer frei sind für Behandlungen, die Erlöse generieren.
  • Gurten: Die Gurtenbahn teilt mit, dass sie am 3. Januar 2024 den Betrieb für vier Monate einstellt. Grund sind Umbauarbeiten an der Talstation und an der Seilbahntechnik. Während der Schliessung verkehren alle 30 Minuten Ersatzbusse. Der Park im Grünen bleibt während der Zeit der Bauarbeiten geöffnet. Der Schlittelweg wie auch der Kinderskilift sind jedoch während der ganzen Wintersaison 2023/24 geschlossen. Ebenso werden keine Bikes transportiert.
  • Sozialpreis: Vier Organisationen haben am Dienstag den Berner Sozialpreis erhalten. Die beiden Hauptpreise erhielten der Verein «Blind-Jogging» und der Sehbehinderten-Tandemverein. Weiter ausgezeichnet wurden die Rechtsberatung Untermatt und das Projekt «FAIRkleiden – Der Frauen*kleidertausch».
  • Amts-Publikationen: Ab Anfang 2024 veröffentlicht die Stadt Bern ihre amtlichen Mitteilungen nicht mehr im gedruckten «Anzeiger Region Bern», sondern auf der Internetplattform ePublikation.ch. Baugesuche, Abstimmungsinformationen, Erlasse und Ähnliches werden auch unter der Internetadresse www.bern.ch/amtlichepublikationen einsehbar sein.

PS: Die Musik Johann Sebastian Bachs begeistert Menschen – auch über 270 Jahre nach seinem Tod. Dass die Begeisterung für den deutschen Komponisten sogar weltumspannend ist, zeigt der neue Dokumentarfilm «Living Bach». Er begleitet Amateurmusiker*innen von sechs Kontinenten, die sich Bach verschrieben haben. Darunter sind auch die beiden Berner Zwillingsschwestern Désirée Scheidegger und Annalisa Hartmann. Ab heute Donnerstag ist der Film im CineCamera in Bern zu sehen.