Dies trifft in doppeltem Sinn nicht zu. Auch ohne die geplante Unterstützung ist heute Journalismus aus vielen Gründen teilweise abhängig. Die Verleger greifen ein, die Werbenden protestieren, man will es sich mit dem oder jenem nicht verderben. Trotzdem ist im Ganzen der Journalismus der Wahrheit verpflichtet und deshalb unverzichtbar, auch wenn er unvollkommen bleiben muss.
Unzutreffend ist die Kritik aber auch, wenn man auf die öffentliche Kulturförderung blickt, die seit den 1980er Jahren immer stärker ausgebaut worden ist. Sehr viele Bücher, Filme, Theaterprojekte kommen nur dank öffentlichen Mitteln zustande. Sehr viele Kulturhäuser funktionieren dank Subventionen an den Betrieb, die bis zu 90 Prozent decken. Hat dies „die Kultur“ staatstreu gemacht, zahnlos, ohne Biss? Haben die Künstlerinnen und Künstler nicht gestreikt an den Jubiläumsfeiern 1990? Waren nicht sie es, die kritische Filme, Bücher, Theaterstücke schufen zu staatlichem Versagen etwa gegenüber der Aktion „Kinder der Landstrasse“, gegenüber den Verdingkindern, der administrativen Versorgung, der historischen und aktuellen Flüchtlingspolitik?
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Staatliche Unterstützung nimmt Journalistinnen und Journalisten so wenig die kritische Grundhaltung wie staatliche Kulturförderung sie den Künstlerinnen und Künstlern nahm. Im Gegenteil: Sie ermöglicht ihnen unabhängiges Schaffen. Karl Schmid, der Germanist und ehemalige ETH-Rektor hat es 1968 auf den Punkt gebracht: „Staat und Gesellschaft sollen zu den Künsten sehen – ja. Die Tönung, in der es geschieht, stimmt erst dann, wenn wir wissen: es ist die Kunst, die zur Gesellschaft sieht, liebevoll, zornig, unaufhörlich und unabweislich.“ Das gilt genauso für den Journalismus.