Peter Steiger war lange Jahre Redaktor und Kolumnist bei der Berner Zeitung. Davor arbeitete er beim Bieler Tagblatt, beim Roten Kreuz und in der Werbung. «Ein bunt gemischtes Herkommen», wie er es selbst nennt. Seit vergangenem Jahr schreibt er bei Journal B die Kolumne «Alt. Mann. Bern.» – pointiert und einem Augenzwinkern.
Wir treffen Peter bei der Bus-Haltestelle Innere Enge. Was uns sofort auffällt: Der Kolumnist ist wahnsinnig stylish unterwegs – chicem Blazer, perfekt abgestimmten Farben bei Tasche, Schal und Armband und einer kunstpelzbesetzten Mütze. Doch nicht nur sein Stil zieht in den Bann. Peter spricht lebhaft und man hört ihm automatisch gebannt zu.
Peter, warum hast du diesen Ort für unser Interview ausgesucht?
Ich wohne in der Nähe, und es ist einer meiner liebsten Orte, um zwischen innerer und äusserer Enge mit dem Fahrrad oder zu Fuss unterwegs zu sein. Von hier aus sehe ich auf Bern – aber nicht auf das Klischee-Bern mit Bundeshaus und Bergen, sondern auf das Bern, wie es wirklich daherkommt.

Wie bist du dazu gekommen, die Kolumne «Alt. Mann. Bern.» zu schreiben?
Ich schreibe für verschiedene Medien. Journal B hat mich gelockt, weil es ein eher junges Portal ist – und genau das hat mich gereizt. Mein Standpunkt als Kolumnist, als alter Mann in einer eher jüngeren Stadt und in einem eher jüngeren Medium.
Welche Klischees über alte Männer gibt es – und stimmen auch? Peter erklärt es dir selbst im Video:
Wie sieht dein Schreibprozess aus?
Ich liege auf einem roten Sofa und schreibe von Hand auf A5 – nicht A4! – was ich sagen möchte. Dann gehe ich an den Computer und überarbeite den Text noch dreimal.
Gibt es Orte in Bern, an denen du dich besonders alt – oder besonders jung – fühlst?
Ui! Kann ich stattdessen sagen, wo ich mich besonders wohlfühle? Ich habe den Progr entdeckt. Dort kann ich gemütlich Zeitung lesen und ich fühle mich wohl – zwischen Familien, Kindern, alten und jungen Leuten. An Ausgeh-Orten wie der Aarbergergasse hingegen fühle ich mich gar nicht wohl.

Du hast lange Jahre als Redaktor und Kolumnist bei der Berner Zeitung gearbeitet. Wie hat sich der Journalismus in Bern seit deiner Zeit bei der Berner Zeitung verändert?
Genau, mit 71 Jahren habe ich aufgehört, bei der Berner Zeitung zu arbeiten. Es gibt viel Negatives, aber auch ein paar positive Entwicklungen. Ich teile nicht das grosse Medien-Bashing, das oft betrieben wird. Ich glaube, dass Medien früher zum Teil grottenschlecht waren – zumindest aus meiner Erinnerung heraus. Wir nahmen damals alles, was irgendwie daherkam. Heute gibt es viel mehr recherchierte Artikel, auch bei Tamedia. Früher wäre das in diesem Umfang gar nicht möglich gewesen, man hätte es nicht stemmen können. Das ist eine der wenigen positiven Folgen der Medienkonzentration. Es hat natürlich auch ganz schlechte Konsequenzen. Etwa Leute, denen gekündigt wurde, der grössere Druck.
Peters Kolumne «Alt. Mann. Bern.» kannst du hier lesen.
Interview + Videoschnitt + Text: Lucy Schön
Videoaufnahmen + Fotos: David Fürst