«Unsere Ausstellungen sind ohne Subventionen finanziert»

von Anne-Careen Stoltze 21. März 2013

Immer wieder wird Kritik laut, Museen seien in der Subvention zu teuer. Dagegen hat Jakob Messerli, Chef des Historischen Museums, gute Argumente. 

Unruhige Tage sind es derzeit für Jakob Messerli. Der Direktor des Bernischen Historischen Museums hat zum Start der neuen Ausstellung der tönernen Armee des Kaisers Qin alle Hände voll zu tun, um alle Medienanfragen zu den chinesischen Terrakottakriegern zu beantworten. «Wir sind sehr gut gestartet», sagt Messerli nach den ersten fünf Tagen Kriegerschau, von der er verspricht: «Sie ist das Highlight in diesem Jahr.» Der Museumsdirektor hofft, dass die antiken Krieger ein möglichst grosses Publikum ansprechen.

Voraussagen über den Erfolg liessen sich aber nur selten treffen, denn bei jeder Ausstellung sei es anders. Entscheidend seien das Thema und die Relevanz. «Eine kleine Kabinettausstellung zu einem Spezialthema kann zwar durchaus relevant sein, aber um ein breites Publikum zu begeistern, muss das Thema auch viele Menschen interessieren.» China ist für Messerli deshalb bedeutsam, weil es ein wichtiger Faktor in unserer Welt ist, aber: «das Wissen um das Reich der Mitte ist im Durchschnitt doch eher bescheiden».

Geringere Hemmschwelle bei Museumsnacht

An der Museumsnacht werde es in diesem Jahr nur wenige Besucherinnen und Besucher geben, weil nur wenige Schnupperführungen angeboten werden, so Messerli. Jedoch bringe die Museumsnacht im Allgemeinen zusätzliches und vor allem auch neues Publikum in die Museen. Der Grund: «Die Hemmschwelle ist niedriger, weil die Museumsnacht eher wie ein Fest ist, ein Sehen-und-Gesehenwerden neben dem Museumsbesuch.» Ob dieser Grossanlass einen späteren Effekt auf das Publikum hat, kann Messerli nicht sagen: «Es gibt darüber bisher keine Studie.»

Grundsätzlich sei es nicht die primäre Aufgabe des Museums, grosse Expositionen zu organisieren. «In erster Linie sind wir ein Archiv für Kulturgüter, wir sind ein Teil des historischen Gedächtnisses», betont Messerli.

«Der grösste Teil unserer finanziellen und personellen Ressourcen geht in die Restauration und Aufbewahrung.»

Jakob Messerli, Direktor Historisches Museum Bern

Die Hauptaufgabe des Historischen Museums sieht er darin, den Menschen und der Gesellschaft eine Selbstvergewisserung zu ermöglichen und Fragen wie «Woher stammen wir? Welche Geschichte haben wir?» zu beantworten und in einem grösseren Zusammenhang mit der Geschichte zu verorten.

Rund eine halbe Million Objekte hat das Museum in seiner Sammlung, die es konserviert, restauriert, pflegt und auch der Wissenschaft zur Verfügung stellt. «Der grösste Teil unserer finanziellen und personellen Ressourcen geht in diese Aufgabe.» Dazu gehört auch der grösste Teil der Subventionen. Die Wechselausstellungen wie die Kelten, Cook und jetzt Qin hingegen werden über Drittmittel, Sponsoren und durch die Eintritte finanziert.

 Will sich der Staat ein Archiv leisten?

«Wir stehen gut da und sind ein vergleichsweise günstiges Museum», sagt Messerli. Auf die oft gehörte Kritik, die Museen bekämen im Vergleich zu anderen Kulturinstitutionen viel höhere Subventionen und seien zu teuer, entgegnet er: «Die Frage ist: Will sich der Staat ein Kulturgüterarchiv leisten?»

Zuletzt hatte der städtische Controlling-Bericht 2011 ausgerechnet, dass eine Museumsbesucherin etwa hundertmal teurer ist als ein Gast am Buskers Festival. Zugrunde liegen der Rechnung die Leistungsverträge zwischen der Stadt Bern und den von ihr subventionierten Kulturinstitutionen. «Das ist eine sehr seltsame Rechnung», sagt Messerli. Denn damit würde das Museum als Eventorganisator gesehen, und nicht als Archiv, das auch einen Vermittlungsauftrag hat und ihn durch Ausstellungen erfüllt, betont Messerli.

Legende: Alps: Alpines Museum (9 Monate vor Umbau) | BHM: Bernisches Historisches Museum inkl. Einstein-Museum | KMB: Kunstmuseum Bern | MSTS: Museum der Schweizerischen Theatersammlung | MFK: Museum für Kommunikation | NMBE: Naturhistorisches Museum Bern | SBB H: SBB Historic | SSM: Schweizer Schützenmuseum | ZPK: Zentrum Paul Klee (nur Ausstellungen)