Christian Kropf im Interview mit RaBe:
In der Natur gibt es offenbar nichts, was es nicht gibt, wenn es um das Geschlecht und die sexuelle Ausrichtung geht. Oder anders formuliert: Die Tierwelt strotzt nur so vor Queerness – das verdeutlicht auch die knallbunte Ausstellung Queer – Vielfalt ist unsere Natur im Naturhistorischen Museum Bern.
Ziel der Ausstellung sei es, die Vielfalt von Geschlechtern, sexuellen Präferenzen und Geschlechterrollen bei Menschen, Tier und anderen Organismen zu beleuchten, sagt Christian Kropf, Professor der Zoologie und Co-Kurator von Queer. Ihm sei es dabei ein Anliegen, mit der unsäglichen Definition «unnatürlich» aufzuräumen. In der Natur gebe es keine Norm, wie sich Männchen und Weibchen zu verhalten hätten, das sei bei jeder Art anders. Und: bei über 1500 Tierarten sei Homosexualität nachgewiesen, bei sozialen Tieren sei sie ein ganz normaler Bestandteil des Verhaltensrepertoires. «Delfine gründen beispielsweise homosexuelle Männerbünde und vergnügen sich in den lustigsten Stellungen miteinander.»
Die Ausstellung Queer zeigt zudem, dass die Einteilung von männlich und weiblich eine irrsinnig komplizierte Sache ist, denn nicht einmal auf der Ebene der Chromosomen ist die Sache eindeutig. «Es gibt regelmässig andere Chromosomen-Variationen als XX oder XY und auf der Ebene der Körperzellen ist das Ganze dann noch viel unübersichtlicher», sagt Kropf. Und dann ist ja da auch noch der gemeine Spaltblättling, ein Pilz, der in unseren Wäldern wächst, und über 23’000 Geschlechter in sich vereint.
Warum also bei Menschen auf zwei Kategorien beharren, wenn die Natur es doch ganz anders vormacht?!