Ungewisse Zukunft für die Besetzung in Zollikofen

von Luca Hubschmied 4. Oktober 2019

Gestern besetzte ein Kollektiv das ehemalige Betagtenheim in Zollikofen. Die Gemeinde als Besitzerin signalisierte, dass das Vorhaben nicht geduldet werde. Nun wendet sich das Kollektiv mit einer Mitteilung an die Öffentlichkeit und kritisiert den Leerstand des Gebäudes.

Das ehemalige Betagtenheim in Zollikofen ist nach wie vor besetzt (wir berichteten gestern). Die Gemeinde Zollikofen gab bekannt, die Besetzung nicht zu tolerieren und setzte dem Kollektiv eine Frist bis heute Mittag um 12 Uhr um das Gebäude zu verlassen.

Heute präsentierte sich das Hochhaus bereits bunter als gestern, an den Fassaden hingen Banner und Transparente, die auf die Besetzung aufmerksam machten. Für heute Mittag lud das Kollektiv zum öffentlichen Mittagessen im Erdgeschoss des Gebäudes ein. Die Szenerie präsentierte sich friedlich und ruhig, einige Interessierte aus der Umgebung und von weiter her waren gekommen um sich einen Eindruck von der Belebung zu machen. Die Frist zum Verlassen des Gebäudes verstrich ungenutzt.

Mit einer Medienmitteilung wandte sich das Kollektiv heute Nachmittag nun an die Öffentlichkeit. Darin unterstreichen sie, dass sie die Räume des seit zwei Jahren leer stehenden Gebäudes öffnen und zur Nutzung für andere Menschen freigeben wollen: «Wir tolerieren es nicht, dass ein Objekt mit so viel Potential ungenutzt bleibt, während elementare Bedürfnisse von Teilen der Bevölkerung um Bern ungedeckt bleiben», heisst es in der Mitteilung. Die Neubelebung des Heims sei die Chance, ein nicht kommerzielles Kulturangebot zu ermöglichen und einen niederschwelligen Begegnungsraum zu schaffen. Zudem sie eine Reaktion auf die herrschende Wohnungsnot. Das Kollektiv fühle sich durch das rege Interesse, die positiven Reaktionen und Beteiligungen der Gemeindebevölkerung in ihrem Vorhaben bestärkt.

In ihrem Schreiben signalisieren die Besetzenden, dass sie zum Dialog mit der Quartierbevölkerung, aber auch mit dem Gemeinderat und der zukünftigen Besitzerin, der Gebäudeversicherung Bern (GVB), bereit sind, sofern dieser auf Augenhöhe stattfände.

Die Gemeinde Zollikofen schreibt ihrerseits, dass die GVB vorhabe, das bestehende Gebäude in ein Mehrgenerationenhaus umzuwandeln. Darin seien kleinere und grössere Wohnungen sowie öffentliche Nutzungen vorgesehen. Die rechtskräftige Überbauungsordnung liege aber noch nicht vor und eine Übergangsnutzung der Liegenschaft sei im Vertrag ausgeschlossen worden.

Wie Quellen berichten, sollen Vertreter der Gemeinde heute Nachmittag dem Kollektiv eröffnet haben, dass nun das weitere Vorgehen betreffend der Räumung des Gebäudes mit der Kantonspolizei besprochen werde.

Indessen rufen die Besetzenden dazu auf, an der Wahlackerstrasse in Zollikofen vorbeizukommen und mitzumachen. Man wehre sich gegen leere Versprechungen und leere Häuser.