Tuk Table: Wo Essen verbindet 

von Lucy Schön 13. Oktober 2025

Essen In Bern bringt ein Supper Club zwei Küchen und zwei Biografien an einen langen Tisch. Zwischen tamilischem und thailändischem Essen geht es nicht nur um Geschmack, sondern auch um Herkunft und Begegnung.

Supper Clubs sind in London und New York längst Trend, in Bern dagegen noch ein Novum. Das Prinzip: Fremde Menschen kommen an einem Tisch bei sich zuhause oder einer speziellen Location zusammen und teilen ein mehrgängiges Menü, das im Vorfeld nicht bekanntgegeben wird. Im Unterschied zum Restaurant geht es dabei weniger um Perfektion oder gehobene Küche, sondern um das gemeinsame Erlebnis. Ihre Popularität verdanken Supper Clubs dabei Social Media – und wirken als analoger Gegenpol zur digitalen Welt.

Mit «Tuk Table» geben die beiden Bernerinnen Nua Promrit und Nandini Ragavan diesem Konzept eine eigene Note. Beide sind mit zwei Kulturen aufgewachsen: Nua zwischen der Schweiz und Thailand, Nandini zwischen der Schweiz und der tamilischen Diaspora. In ihrem Supper Club verbinden sie diese Hintergründe – einerseits durch die Gerichte, andererseits durch persönliche Geschichten über Herkunft, Familie und Tradition.

Sieben Gänge – drei tamilische, drei thailändische – und ein Fusion-Dessert wurden am ersten Supper Club von Tuk Table serviert (Foto: Laura Obexer).

Eine intensive, aber schöne Premiere

Als sich Nua und Nandini vor ein paar Jahren über eine gemeinsame Freundin kennenlernten, hat sie das Thema Essen gleich verbunden und es war klar, dass sie zusammen etwas aufbauen wollten, das Menschen zusammenbringt. Die Idee zum Supper Club sei so ganz natürlich entstanden. «Für uns ist Kochen eine Liebessprache, mit der wir beide aufgewachsen sind. Auch wenn unsere Geschichten unterschiedlich sind, entdecken wir in vielem eine gemeinsame Realität», so Nua, «und genau da setzen wir an: Wir wollen unsere kulturellen Wurzeln hier in der Schweiz nicht nur bewahren, sondern sie auch ausleben und weitergeben.»

Die Entscheidung, sich so verletzlich zu zeigen und intime Geschichten und Erfahrungen mit Fremden zu teilen, machte den Prozess besonders intensiv.

Anfang Juli, nach einer Phase intensiver Vorbereitung, fand ihr erster Tuk Table Supper Club statt. Über die Einzelheiten wollen sie nicht zu viel verraten. Nur so viel: Zusammen mit einigen Helfer*innen servierten sie sieben Gänge – drei tamilische, drei thailändische – und ein Fusion-Dessert. «Es war unglaublich hektisch, aber auch sehr schön», erinnert sich Nandini. Sie sei im Vorfeld sehr nervös gewesen. «Die Entscheidung, sich so verletzlich zu zeigen und intime Geschichten und Erfahrungen mit Fremden zu teilen, machte den Prozess besonders intensiv.»

Tuk Table lädt dazu ein, die eigene Komfortzone zu erweitern, sagt Nua Promrit  (Foto: Laura Obexer).
Für Nandini Ragavan ist Tuk Table eine Chance, die tamilische Küche zu präsentieren (Foto: Laura Obexer).

Nächster Event bereits in Planung

Die Gerichte, die bei Tuk Table serviert werden, sind Speisen, mit denen Nua und Nandini aufgewachsen sind. «Wir möchten die Menschen ermutigen, Neues auszuprobieren und dabei neue Bekanntschaften zu schliessen. Besonders in Bern wollen wir die Offenheit fördern und die Vernetzung verschiedenster Communitys stärken. Es darf ruhig etwas ‹unbequem› sein, denn unser Supper Club lädt dazu ein, die eigene Komfortzone zu erweitern», so Nua. Für Nandini ist Tuk Table auch eine Chance, die tamilische Küche zu präsentieren. «Es gibt zahlreiche Take Aways der Diaspora, und auch im Tempel in Bern findet man eine vielfältige Auswahl. Mein Anliegen war es jedoch, der tamilischen Küche in einem völlig neuen Rahmen eine Bühne zu bieten und dabei auch Gerichte anzubieten, die ich an diesen Orten nicht häufig finde.» Um diesen Raum bewusst zu gestalten, haben Nua und Nandini zudem ein Awareness-Konzept entwickelt. Die Gäste sollen respektvoll miteinander umgehen, Raum geben und zuhören. «Wir wollen, dass alle sich wohlfühlen, gerade weil Menschen mit unterschiedlichen Realitäten zusammenkommen.»

Einblick vom ersten Supper Club – im November wird die zweite Runde stattfinden (Foto: Laura Obexer).

Ende November lädt Tuk Table zur zweiten Runde ein. Was genau auf den Tellern landen wird, bleibt geheim, denn die Überraschung gehört zum Konzept. Sicher ist: Es wird wieder mehr als ein Abendessen. «Für uns ist der Supper Club erst ein Anfang», sagt Nua. «Tuk Table darf über sich hinauswachsen, überraschen und Menschen verbinden – wir freuen uns auf alles, was kommt.»

Weitere Infos via Instagram @tuk_table