«Tischtennis ist ein Psycho-Sport»

von Annina Häusli 4. Februar 2013

Fast jeder hat in seinem Leben bereits einmal Tischtennis gespielt. Es ist, bezogen auf die Zeit zwischen zwei Ballkontakten, die schnellste Rückschlagsportart der Welt.

In der Schweiz gibt es 282 Tischtennis-Vereine, davon zwei in der Stadt Bern: Der TTC Bern und der TTC Royal Bern. In Bern hielt das Vereins-Tischtennis in den 1950er Jahren Einzug. Der TTC Bern wurde 1952 gegründet, Royal Bern fünf Jahre später. Die Spielstätte des TTC Bern liegt in Bümpliz, während Royal Bern gut sechs Kilometer entfernt im Wankdorf-Quartier beheimatet ist. Der grösste sportliche Erfolg des TTC Berns stammt aus der Saison 1968/69, als die Damen Schweizermeister wurden. Doch auch von Tiefs wurde der TTC Bern nicht verschont, drohte doch in den 80er Jahren die Auflösung des Vereins aufgrund internen Differenzen. Beide Vereine sind in etwa gleich stark, was die Spielstärke angeht. In der laufenden Saison hat Royal drei Mannschaften gemeldet, Bern deren sechs.

«Der beste Club der Stadt»

Doch wie sieht es mit der Rivalität der beiden Vereine aus? Fabian Christl, der «König» von Royal, erklärt mit einem Zwinkern: «Royal ist der beste Club der Stadt». Sportlich sei die Rivalität ganz klar vorhanden, besonders da man gerade mitten im Aufstiegskampf stecke. Auch beim TTC Bern klingt es ähnlich. «Natürlich gibt es eine Rivalität, aber die gibt es zu anderen Vereinen auch», erzählt Daniel Burren, Spielleiter des TTC Berns.

Wenn man sich die Rangliste der 3. Liga ansieht, in der die beiden ersten Mannschaften der Vereine spielen, bestätigt sich dies. Royal Bern liegt mit zwei Punkten Vorsprung auf den TTC Bern auf dem zweiten Platz und zwei Punkte hinter dem Tabellenführer, welcher allerdings zwei Spiele mehr ausgetragen hat. Das Hinspiel in Bümpliz gewann Bern knapp mit 6:4. Bei Royal lässt man sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. «Ich habe damals einfach schlecht gespielt», gibt Christl zu und fügt siegessicher an: «Das Rückspiel werden wir ganz klar gewinnen!»

Nach dem Match mit den Gegnern in die Beiz

Neben der sportlichen Rivalität verstehen sich die beiden Vereine gut. Tischtennis ist eine kollegiale Sportart. «Nach einem Match geht man mit der gegnerischen Mannschaft etwas trinken, auch mit dem TTC Bern», erzählt der König von Royal. Auch innerhalb der Vereine ist die Stimmung gut. Beide Vereine führen jedes Jahr eine interne Meisterschaft durch, gehen Kegeln und nach dem Training zusammen in die Beiz.

Aber was mach Tischtennis so besonders? «Es ist abwechslungsreich», beschreibt Burren den Sport. «Es gibt so viele Möglichkeiten, wie man spielen kann. Auch das Material ist entscheidend. Jeder kann spielen, von jung bis uralt». Einen anderen Aspekt stellt Christl ins Zentrum. «Tischtennis ist ein Psycho-Sport. Die Fähigkeit, auch bei knappen Spielständen die Ruhe zu bewahren, ist bisweilen entscheidender als die Athletik».

Mehr Leistung und weniger Plausch

Die Situation beim Nachwuchs ist «durchzogen», sagt Christl. «Wir arbeiten daran, unser Jugend-Training mehr Leistungs- anstatt Plauschorientiert durchzuführen.» Dem stimmt auch der Jugend-Trainer des TTC Royal zu, Thomas Dold. «Wir haben etwa vier bis acht Jugendliche pro Training. Die meisten kommen nur, um ein wenig zu spielen.» Etwas besser sieht es beim TTC Bern aus. Die dortige Jugend-Trainerin Regula Rüfenacht erklärt, dass die Zukunft des Vereins gesichert sei. «Wir haben viele motivierte Jugendliche. Sie trainieren fleissig und werden immer besser.»

Anders sieht die Lage bei den Frauen im Verein aus. Obwohl der TTC Bern eine Damen-Mannschaft stellen kann, fehlt es ihm an weiblichem Nachwuchs. «Das wird in der Zukunft sicher ein Problem werden», befürchtet Rüfenacht. Bei Royal gibt es im ganzen Verein nur eine einzige Frau.

Ein weiteres Problem hat der TTC Royal mit seiner Spielstätte. Es passen gerade einmal vier Tische in die kleine Halle, was bei bis zu zwölf Erwachsenen pro Training natürlich zu wenig ist. «Wir haben bereits nach einer Alternative gesucht, aber es ist schwierig. Es gibt nicht viele Hallen in der Umgebung, und wenn, dann sind sie alle schon besetzt», erzählt der Präsident. Doch trotz dieser erschwerenden Umstände kommen die Spieler gerne in die Halle und haben Spass an ihrem Sport.

Der TTC Royal inspririert nicht nur zu sportlichen Leistungen, die Musikerin acumen&irratio hat dem Club gar einen Rap gewidmet: