9 Uhr
«Yepee«, rief Hoss und lief mit wuchtigen Schritten durch die Fontänen, Schnuff schwanzwedelnd hinterher. Es war ein Kunststück, die aufsprühenden Wasserstrahlen genau so abzupassen, dass man trocken durchkam. Hoss schaffte es nie. Schnuff schaffte es immer. Eine deutliche Aussage hinsichtlich der Intelligenzverteilung zwischen Herrchen und Hund. Der Boss saugte an seiner Fluppe und schüttelte den Kopf. Hoss war reine Muskelmasse, ohne Gehirn. Dummerweise brauchte der Boss einen Muskelmann für sein anstehendes Projekt. Er selbst war ein sehniger, etwas zu kurz geratener Rothaariger mit Sommersprossen. Auf den ersten Blick ging er für einen Iren durch. War er natürlich nicht. In seiner schmucken blauen Uniform, mit der blauen Baskenmütze und den schwarzen Springerstiefeln lehnte er an der Wand neben der Bushaltestelle und baldowerte den Platz vor der Schweizerischen Nationalbank aus. Die Uniformen für ihn und Hoss hatte eine seiner Eroberungen in Handarbeit geschneidert. Sah total echt aus. Also, bei ihm. Der Eindruck autoritärer Staatsgewalt wurde bei Hoss dadurch zunichte gemacht, dass er wie ein Kleinkind mit den Fontänen spielte. Und dass er einen zotteligen Terrier namens Schnuff im Schlepptau hatte. Ja, Hoss war ein Idiot, aber ein Idiot, der sich mit Drehbohrern auskannte und sie auch auf schwierigem Terrain mühelos und präzise bedienen konnte. Das Terrain in diesem Fall war der Bundesplatz in Bern. Die Karte für diese brandheiße Operation hatte der Boss für lächerliche 15’000 Franken einem Bulgaren abgekauft, der die Stelle, auf die es ankam, mit einem Kreuz aus roter Tinte markiert hatte. Dort, gleich neben der Fontäne, in sieben Metern Tiefe befanden sich die gesamten Goldvorräte der Schweiz. Das war nicht nur ein unverwüstliches Gerücht. Das hatte der Bulgare ihm bestätigt. Und er, der sich von allen nur «der Boss» nennen ließ, würde das Gold stehlen. Heute Abend. Mit Hilfe von Hoss. Und Schnuff.