Wir leben im Überfluss. Das führt auch zu einem verschwenderischen Umgang mit Lebensmitteln. Wir glauben, etwas nur noch essen zu können, wenn das aufgedruckte Datum dies noch erlaubt. So landet viel Essen im Müll. Und dabei ist nicht von Speiseabfällen die Rede.
Obwohl sie in den letzten zwei Jahren in der öffentlichen Diskussion angekommen ist, ist die Erscheinung nicht ganz neu. Dazu eine persönliche Geschichte. Bereits vor 20 Jahren wusste mein Vater, der damals bei der Müllabfuhr arbeitete, bei welchen Haushalten regelmässig die ganze Fruchtschale oder das noch im Bäckereipapier verpackte Brot im Abfall landete. Er löste dieses Problem, indem er diese Lebensmittel für die Fütterung von Tieren aussortierte.
Angesichts der Mengen an verschwendeten Lebensmitteln – in der Schweiz sind es jährlich rund zwei Millionen Tonnen – braucht es heute nicht nur die Initiative von Einzelnen, sondern Massnahmen von der Lebensmittelproduktion über den Handel bis zum Konsumenten. Wie solche Massnahmen aussehen könnten, darüber diskutieren Experten an der Konferenz «Strategien gegen Food Waste» in Zollikofen.
Der erste Teil der Veranstaltung hat wenig neue Lösungsansätze an den Tag gefördert. 50 Prozent der Verschwendeten Nahrung werden in der Produktion und Verarbeitung verschwendet. Wenn Gemüse nicht der Norm entspricht, dann wird es aussortiert. Manfred Kaiser, Migros Aare, verwies mehrfach darauf, dass man nur verkaufen könne, was die Kundschaft verlangt.
Verschiedene Fragesteller im Publikum erklärten, dass dies mit der Werbung und der entsprechenden Konditionierung der Kundschaft zu tun hat. Als einziger wirklich neuer Ansatz, tauchte der Vorschlag auf, dass Grossverteiler die Vermeidung von Foodwaste als Mehrwert für die Bewerbung von nicht normierten Lebensmitteln eingesetzt werden könnte. Ein Vorschlag, der vom Vertreter der Migros Aare zumindest aufgenommen wurde, auch wenn er sich damit «ziemlich weit aus dem Fenster lehne.»
Die Diskussion über den gewichtigsten Teil der Verschwendung, nämlich diejenige beim Konsumenten, zeigte, dass das Bewusstsein für das Problem bei vielen noch fehlt. Wenn jeder auch nur einmal pro Woche etwas wegwirft, entsteht daraus eine grosse Menge. Den individuen das bewusst zu machen, ist eine schwere Aufgabe, vergleichbar mit dem Stromsparen, wie Josiane Walpen, Stiftung für Konsumentenschutz festhielt. Für Felix Meier, Push, war klar, dass die Bewusstseinsbildung in der Schule beginnen muss, dass dies aber nicht ausreicht. Vom Produzenten über den Grossverteiler bis hin zum Konsumenten – alle Gruppen müssen mithelfen, wenn das Problem ernsthaft angegangen werden soll.
//