Besonders an heissen Tagen, an denen die Sandsteinmauern der Altstadt nur bedingt Schutz gegen die sommerliche Hitze bieten, erfreuen sich viele Berner*innen an den Pärken der Stadt. Der zentral gelegene Rosengarten, die kleine und grosse Schanze, aber auch der Monbijoupark ziehen mit ihren Grünflächen und Schattenplätzen zahlreiche Leute an.
Wer es sich dabei auf dem Rasen gemütlich macht, etwa um ein Buch zu lesen, Karten zu spielen oder ein Picknick zu essen, kommt unausweichlich mit der Biodiversität der Pärke in Kontakt: Wespen, Bienen, Ameisen Käfer und viele andere Tiere sind in den Stadtpärken anzutreffen. Für die Stadt Bern ist der Nutzrasen trotz fehlender Biodiversität der optimale Untergrund für Parkanlagen.
«Wüsten» – aber immerhin nicht tot
Der Nutzrasen, wie er in vielen Pärken zum Einsatz kommt, ist aus Sicht der Biodiversität «eine Wüste», erklärt Sascha Ismail, Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Forum Biodiversität Schweiz (SCNAT). Bei Rasenflächen, auf denen sich viele Leute – einige davon auch barfuss – aufhalten, sei diese Art von Rasen dennoch sinnvoll: «Nutzrasen enthält normalerweise keine Blumen, die Bienen anziehen und so zu Stichen führen könnten.»
Der schädlichste Rasen aus Sicht der Biodiversität ist der stark gepflegte Rasen.
Ausserdem sei eine Wüste immer noch besser als gänzlich tote Flächen, wie es etwa Kunstrasen oder Schottergärten seien. Aber auch beim Rasen gibt es Unterschiede: «Der schädlichste Rasen aus Sicht der Biodiversität ist der stark gepflegte Rasen, in dem alle unerwünschten Pflanzen weggespritzt werden und sogar noch der Mähroboter drüberfährt.» Dieser würde aber vor allem in Privatgärten und weniger in Pärken vorkommen. «Lässt man ein paar Blümchen zu, ist eine Rasenflächen für die Natur gleich viel wertvoller und deutlich einfacher im Unterhalt.» Je weniger man mache, desto besser: «Eigentlich ganz effizient und deutlich günstiger.»
Auch bei der Bewässerung gibt es Unterschiede: «Eine Wiese muss weniger bewässert werden als ein Rasen.» In Weltregionen mit notorischer Wasserknappheit, wie etwa der US-amerikanischen Stadt Las Vegas, sei Rasen deshalb teilweise sogar verboten.
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Grundsätzlich sei vor allem das Bewusstsein wichtig, dass die Biodiversitätskrise die Pärke und Gärten auch für Tiere stärker in den Fokus bringe: «Ein Park oder ein Garten ist ein Ort der Erholung für uns Menschen und gleichzeitig ein Zufluchtsort für alles Lebendige im Siedlungsraum – also ein Ort der Koexistenz von Menschen und Natur.»
Nutzrasen für Spiel- und Liegeflächen
Für die Stadt Bern ist der Nutzrasen trotz fehlender Biodiversität der optimale Untergrund für Parkanlagen. «Wir legen grossen Wert auf die Biodiversität. Gleichzeitig bieten wir den Menschen mit den Rasenflächen aber auch Raum zum Verweilen und für sportliche Aktivitäten», erklärt Stefan Stettler, Bereichsleiter Grünflächenpflege Stadtgrün Bern, auf Anfrage.
Um die Biodiversität zu fördern, treffe die Stadt Bern verschiedene Massnahmen. So wird zugunsten der Natur auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet und nur noch organischer Dünger verwendet. Grundsätzlich gelte: Je häufiger eine Grünfläche gemäht wird, desto kleiner die Lebensgrundlage für Insekten. Deshalb werde in Parkanlagen nur als Rasen gepflegt, was auch effektiv genutzt werde. Wo es die Nutzung zulasse, werde Rasen in Wiesen überführt sowie Wildhecken und weitere Lebensräume angelegt.
Insekten sind ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems und für unser Leben von elementarer Bedeutung: Sie bestäuben unsere Obstbäume, sind Teil des Systems, das unsere Böden fruchtbar, das Wasser und die Luft sauber hält, und sind Nahrungsgrundlage für Tiere, die uns erfreuen, wie beispielsweise die Singvögel, heisst es von Seite der Stadt. «Auch wenn einige uns manchmal lästig erscheinen: Wir müssen einen Umgang finden, um mit ihnen klarzukommen.»