Sie wünschen sich eine Zukunft

von Monika Bachmann 6. Juni 2017

Seit einigen Monaten betreibt das SRK Kanton Bern in der Länggasse ein Übergangszentrum für besonders verletzliche Flüchtlinge aus Syrien. Damit will man den Familien einen optimalen Start in der Schweiz ermöglichen.

«Ich möchte die Sprache lernen und auf meinem Beruf als Automechaniker arbeiten», sagt Ahmed Masti. Der 35-jährige Syrer sitzt im Aufenthaltsraum des Übergangszentrums SRK Länggasse. Seine Frau Darsen Masti hält Tochter Toana (4) in den Armen währendem sich Schwester Külistan (5) an den Vater kuschelt. Die Familie reiste vor rund einem halben Jahr aus einem Flüchtlingslager im Libanon in die Schweiz ein. Sie gehört zur Gruppe der besonders verletzlichen Resettlement-Flüchtlingen, die im Rahmen eines Programms des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR in die Schweiz gekommen sind. «Külistan ist herzkrank», sagt die Mutter. «Wir wünschen uns, dass sie hier gut versorgt wird und eine Zukunft hat», ergänzt der Vater.

Flüchtlinge mit definitivem Bleiberecht

Familie Masti ist eine von zehn syrischen Familien, die im Übergangszentrum SRK Länggasse am Kanonenweg 12/14 wohnen. Das SRK Kanton Bern hat das Zentrum im November 2016 im Auftrag der Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern eröffnet, um Resettlement-Flüchtlingen in der Schweiz einen guten Start zu ermöglichen. 52 Personen leben zurzeit unter diesem Dach. «19 Erwachsene, 32 Kinder und ein Neugeborenes», sagt Betriebsleiter Simon Brugger. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie vom Bund direkt als anerkannte Flüchtlinge definitiv aufgenommen werden. «Die Schweiz ist ihre neue Heimat. Sie werden hier bleiben und versuchen sich in die Gesellschaft integrieren», erklärt Simon Brugger. Im Übergangszentrum kümmert sich ein interdisziplinäres Team rund um die Uhr um das Wohlergehen der syrischen Flüchtlinge. Erste Priorität hat die Verständigung: Die Erwachsenen besuchen dreimal pro Woche einen Deutschkurs, schulpflichtige Kinder profitieren vom Angebot der städtischen Integrationsklassen und die Kleineren finden im Quartierkindergarten oder in der Kindertagesstätte Anschluss.

Den Alltag in der Schweiz gestalten

Nebst dem Spracherwerb lernen die Flüchtlinge, ihren Alltag in der Schweiz zu gestalten. Dazu gehören nicht nur das Einkaufen, Kochen und Putzen, sondern auch die Kindererziehung, der Umgang mit Nachbarn und das Kennenlernen von Behörden oder Fachstellen. Die Migrantinnen und Migranten profitieren vom SRK-internen Kursangebot, das ihnen spezifische Kenntnisse zu verschiedenen Themen vermittelt. Ein besonderes Augenmerk gilt dem medizinisch-therapeutischen Bereich, denn viele Resettlement-Flüchtlinge haben gesundheitliche Einschränkungen oder sind chronisch krank. «Es ist anspruchsvoll, sich im Schweizer Gesundheitswesen zurechtzufinden», sagt die Betreuerin, die im Übergangszentrum im Fachbereich medizinische Gesundheit tätig ist. Ihr ist es deshalb ein Anliegen, dass sich die Flüchtlinge möglichst rasch «in diesem Dschungel» orientieren können. Trotz grossem Engagement sind die Möglichkeiten der Integration während des Aufenthalts im Übergangszentrum begrenzt: «Die Familien leben nur für ein paar Monate hier und beziehen dann im Kanton Bern eine Privatwohnung», erklärt Simon Brugger. Die Begleitung der Familien übernimmt dann der Sozialdienst der Wohngemeinde. Dort müssten die Integrationsbemühungen weitergehen, und zwar «mit Fokus auf die Arbeitsintegration», betont der Betriebsleiter.

 

Quelle: Länggassblatt 245/2017