Selig am Fuss des Gurtens

von Luca Hubschmied 17. Juli 2018

Das sechste Gugus Gurte ist Geschichte, wir wagen einen kurzen Rückblick auf die Parallelwelt unterhalb der Gurtenbahn.

Es ist Samstagabend, der letzte Abend des Traditionsfestivals ist angebrochen. Einsetzender Regen leert die Terrasse teilweise, die Menschen drängen ins Innere des Hauses, wo nun nach 22 Uhr die Musik spielt. Nein, es handelt sich hier nicht um den Grossanlass auf dem Berner Hausberg sondern um die buntere, charmantere Alternative am Fusse desselben. Zum sechsten Mal veranstaltete die Heitere Fahne in Wabern das «Gugus Gurte» und wie jedes Jahr ist die Bude voll. Für das Kulturlokal ist das «Gugus» ein wichtiger Fixpunkt in jedem Sommer, soll das Benefizfestival doch mithelfen, den Betrieb das ganze Jahr aufrecht zu erhalten. Und so gaben sich auch in diesem Jahr wieder eine Vielzahl von MusikerInnen das Mikrofon oder die Plattenteller in die Hand, um die ausladende Terrasse oder den Innenraum des Restaurants zu bespielen. Da trat etwa der frisch mit dem Schweizer Musikpreis beehrte Rapper Baze auf oder die im Durchstarten begriffenen Panda Lux aus Rorschach.

Wer schon an einem der sonnigen Nachmittage die Heitere besuchte, hatte die prächtige Gelegenheit, sich die Massen an GurtengängerInnen anzusehen, die sich in einer langen Schlange vorwärtswälzen, wartend auf ein Bähnli, das sie nach oben bringt. Dabei liegt das Gute doch so nah, ja gleich auf der anderen Strassenseite. In der ehemaligen Brauerei, wo die Heitere seit fünf Jahren existiert, trifft sich ein auffällig buntes und bunt gemischtes Publikum. Die diesjährige Ausgabe des Gugus Gurte fand unter dem Titel «Sexy Freunde» statt. Derartig präsentierten sich auch die zahlreichen Helferinnen und Helfer (Ja, trotz der fehlenden Erwähnung im Titel waren offenbar auch Frauen mitgemeint). Da wimmelte es von Glitzerstaub, Paillettenkleidern und farbigen Federn. Eintritt kostet der Anlass nicht, stattdessen wird auf die Kollekte hingewiesen, die in Form von Fischernetzen in regelmässigen Abständen die Runde macht. Ob das Verständnis dafür bei allen Gästen stets vorhanden ist, mag bezweifelt werden, hörte man doch gelegentlich die (ziemlich unhaltbare) Argumentation, man bezahle ja schon für die Getränke an der Bar. Konsumiert wurde in der Tat fleissig, dies kann der Autor bestätigen, der zeitweise als Freiwilliger beim Bierfässer schleppen mithalf.

Auch in  diesem Jahr standen mehr als hundert Freiwillige hinter der Bar, vor dem Eingang oder an den Crêpesplatten. Und auch die Bands werden wohl kaum wegen dem finanziellen Anreiz den Weg in die Heitere gefunden haben. Argumente dürften da schon eher die friedliche und liebevolle Stimmung oder der Einsatz für eine sinnvolle Sache gewesen sein. Ähnlich ging es wohl auch den Herren von Two Door Cinema Club. Am Donnerstag noch als Headliner am Gurtenfestival aufgetreten, zog es die Nordiren auf ihrem Heimweg kurzerhand in die Heitere Fahne, wo sie sich scheinbar prächtig amüsierten (fotografischer Beweis vorhanden). Man munkelt, dass schon Gespräche über einen allfälligen Auftritt im nächsten Jahr geführt wurden. Unten am Berg, nicht oben.