«Rüebli rüste cha jede»

von Rita Jost 22. September 2022

Am Freitag, 23. September gibt’s auf dem Platz vor der Heiliggeistkirche wieder ein Gratisbankett. An den Kochtöpfen wirkt ein Spitzenkoch, gerüstet wird im Team.

Foodsave-Koch Mirko Buri kocht das Essen für die mindestens 2000 Bankettbesucher. Das Besondere an diesem Erntedankfest mit Namen Foodsave-Bankett: Die Lebensmittel dazu wären eigentlich alle auf dem Müll gelandet. Rund eine Tonne Zucchetti, Tomaten, Mais und Rüebli hat der Spitzenkoch in den letzten Tagen bei Bauern in der Region zusammengesammelt. Ware, die nicht ganz der Norm entspricht, weil sie zu gross, zu klein oder zu krumm gewachsen ist und deshalb auf dem Markt oder beim Grossverteiler durchgefallen wäre.

Schippeldisco

Der Mais hat etwas schief gewachsene Körner, «wie einer mit etwas schiefen Zähnen», lacht Buri, aber das tue ja seinem Geschmack keinen Abbruch. Er ist noch genauso essbar wie die zu schnell gewachsenen Riesenzucchetti, die Buri am Festbankett zusammen mit Tomaten, Rüebli und Sellerie als Ofengemüse serviert. Buri kocht das Essen für das Bankett in seiner Grossküche, gerüstet aber wird in einer Schnippeldisco.

«Rüebli rüschte cha jede», ist der Küchenchef von TRANSfair überzeugt. Darum schnippelt er «mit einem bunten Haufen von Freiwilligen», darunter Sans-Papiers, Studis, Pensionierte … Das sei jeweils eine Riesenfuehr: «Man tauscht sich aus, lacht viel, diskutiert über Rüstmesser, Foodwaste, Ablaufdaten und über die Landwirtschaft ganz allgemein».

Es gibt immer mehrere Gänge am Foodsave-Bankett (Foto: Nicole Giger).

MHD, die schwierige Botschaft

Die Sache mit dem Ablaufdatum ist dieses Jahr beim Foodsave-Bankett in Bern ein besonderes Anliegen – aber ein extrem schwierig zu vermittelndes. Das MHD (für Uneingeweihte: das «Mindesthaltbarkeitsdatum»!) werde nämlich immer noch meist falsch interpretiert. 20 Prozent der Esswaren, die bei uns im Müll landen, weil die Menschen denken, man kann sie nicht mehr essen, wären noch prima verwertbar. Die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaft hat soeben einen Leitfaden herausgegeben, der jede Menge Tipps und Rezepte rund um das MHD bietet.

Das Restenverwerten ist seit Jahren das grosse Thema von Spitzenkoch Buri. Es ist seine Leidenschaft und sein Berufsziel. Aber am foodsave-Bankett komme noch etwas dazu: «Ich arbeite als Koch mit lauter Freiwilligen zusammen. Das ist immer lustig, weil am Rande des Rüsttischs spannende Gespräche entstehen».

Die Aktion mit den Foodsave-Banketten begann 2016 in Bern auf Initiative der offenen kirche. Dieses Jahr werden in ähnliche Aktionen bereits in 12 Städten Menschen mit einem Festschmaus aus Lebensmittelüberschüssen bekocht.