Rückblick Jubiläum Journal B

Es lag Vorfreude und sicherlich auch eine Prise Nervosität in der Luft, am Freitag 16. September im Wartsaal. Nach monatelanger Planung und Vorbereitung war es nun endlich soweit. Der Gemeinschaftsraum gleich neben dem Wartsaal war eingerichtet und bereit für den Auftakt zu unserem Jubiläumswochenende: Dem B-Slam.

Schätzungsweise um die 50 Personen wollten sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen. Die Stimmung war locker und schon fast familiär, viele bekannte Gesichter begrüssten einander und freuten sich auf einen tollen Abend. Zum B-Slam eingeladen waren: Samuel Richner, Remo Zumstein, Olivia Elger, Kay Wieoimmer und Jovana Nikic. Moderiert wurde der Slam von Sandra Künzi. Sie gehört zur ersten Generation Schweizer Slammer*innen. Sehr passend: Wir gehören schliesslich auch zur ersten Generation Schweizer Onlinemedien. An ihrem ersten Slam nahm Sandra Künzi 1999 teil, im gleichen Jahr als der jüngste Slammer des Abends, Samuel Richner, das Licht der Welt erblickte.

Nach Sandras erstem Text zur Einstimmung des Publikums, waren die Slammer*innen an der Reihe. In der ersten Runde haben wir sie gebeten, einen Text zur Frage «Was bewegt Bern?» mitzubringen. Gleich mehrere Texte beantworteten diese Frage mit einem Bezug zum ÖV, sei dies eine Begegnung in einem Tram oder das grosse ABC der Haltestellen im Berner Nahverkehrsnetz. Weiter ging es mit persönlichen Tiefbauamt-Rachegeschichten, AHV-Empfehlungen, Hass auf den ersten Blick und einem unvergessenen Silvester. Ins Finale, das «Stechen», schafften es schliesslich Samuel Richner, Remo Zumstein und Kay Wieoimmer. Der Publikumsapplaus bestimmte den Sieger und die Entscheidung viel knapp zugunsten von Remo Zumstein aus, der mit seinem Text «Zäme simer Störch» die meisten Lacher auf seiner Seite hatte.

Persönlich fand ich es schwierig, die einzelnen Performances miteinander zu vergleichen. Alle haben auf ihre eigene Art überzeugt, berührt, bespasst oder auch nachdenklich gemacht. Natürlich musste am Schluss irgendwer gewinnen, aber an der Art, wie sich die Slammer*innen auch untereinander lobten, zeigte sich wieder einmal, dass es mehr um das Miteinander als das Gegeneinander ging. Am Schluss wurde der Preis des Slams, ein Rum aus der Mattebrennerei, wie es sich gehört, unter den Slammer*innen freundschaftlich geteilt und auf den gelungenen Abend angestossen.

Podiumsdiskussion

Weiter ging es am Samstagmorgen, nach einem kurzen Umbau des Gemeinschaftsraumes, mit der Podiumsdiskussion. Auch diese stiess auf ein reges Interesse und das Publikum spiegelte wie auch am Vorabend die vielfältige Altersstruktur der Journal B Leser*innen wider, von älteren bis jüngeren Semestern waren alle vertreten.

Es wurden spannende Ansätze und Ideen diskutiert um den Finanzierungsproblemen von Medien im Allgemeinen und Lokalmedien im Speziellen entgegenzuwirken. Was die Teilnehmenden einte: die Forderung, dass etwas getan werden muss. Aber wie genau und wer dafür verantwortlich wäre, darin unterschieden sich die Stimmen, die sowohl die politische, die journalistische wie auch die wissenschaftliche Perspektive repräsentierten. Wer nicht dabei sein konnte: Auf Journal B werden wir in Kürze den ganzen Beitrag als Audioaufnahme veröffentlichen. Zum Nachhören und Mitdenken.

Living Library

Bei der Living Library konnten Protagonist*innen aus zehn Jahren Journal B sozusagen als «lebendes Buch» für 20-minütige Gespräche ausgeliehen werden. Ob mit einem Food-Save-Aktivisten, einer Türsteherin, einem Arabisten oder zwei Bewohner*innen der Anstadt: es brauchte ein bisschen Mut, um das Gespräch zu suchen, lohnend war es immer. Was wir in der Programmplannung nicht vorhergesehen hatten: Manchmal liehen sich die Bücher auch gegenseitig aus! So entstanden an diesem ersten kalten Herbsttag mit einem Temperaturdrop auf 5 Grad viele warme und anregende Gespräche. Im Beitrag von unserer Kolumnistin Basrie Sakiri-Murati erfährt ihr, wie sie die Living Library als «lebendes Buch» erlebt hat und warum es ein Privileg ist, ein Jubiläum als freies Medium feiern zu können.

Konzerte

Zum Abschluss des Jubiläumswochenendes wollten wir mit den beiden Bands Noti Wümié und Colibri noch einmal so richtig feiern. Der ganze Abend wurde von Radio RaBe Live übertragen – so wurde die ausgelassene Feierstimmung auch in die Wohnzimmer der Zuhörenden gebracht. Den Anfang machten zwei Interviews, eines mit Journal B Gründungsmitglied Thomas Göttin und ein zweites mit Co-Präsident Luca Hubschmied, welche auf die Anfänge von Journal B zurückblickten, über Höhen und Tiefen dieser letzten 10 Jahre reflektierten und auch eine (Wunsch-)Prognose für die Zukunft wagten.

Hinter den Kulissen der Radio-Sendung sein zu können, war spannend und liess gleichzeitig eine intime Atmosphäre entstehen – der richtige Rahmen für eine Geburtstagüberraschung. Die kam dann auch. Der Musiker Greis, seit den ersten Mitgliederversammlungen von Journal B, mit dabei, trat in der Formation Noti Wümié auf. In seinen Ansagen liess er die damalige Gründungsstimmung wiederauferstehen und witzelte: «Ich hatte es damals  mit allen Berner Medien verscherzt. Hier entstand eines, mit dem ich mich gutstellen konnte. Seither habe ich mehrere Alben herausgegeben, Preise gewonnen und einen Secondhandladen eröffnet. Und was hat Journal B über mich geschrieben: nichts. Meine Name wird gerade so dreimal kurz erwähnt.»

Für einen weiteren musikalischen Höhepunkt sorgte die Band Colibri. Nun konnte das Fest so richtig beginnen. Die Energie und der Drive der freigeistigen Neofolk Combo schwappte auf das Publikum über und es wurde ausgelassen getanzt, mitgesungen und gefeiert. Mit dieser Leichtigkeit und diesem Schwung soll Journal B durch die nächsten zehn Jahre getragen werden. So dass wir sagen können: auf bald an unserem 20-jährigen!

Danke

Zu guter Letzt möchte ich im Namen des OKs noch ein riesengrosses Dankeschön an alle, die am Jubiläumswochenende mitgewirkt haben, aussprechen. Ein Merci an alle Slammer*innen, an alle Podiumsteilnehmer*innen, an alle «lebenden Bücher», den beiden Bands, unserem Tontechniker Jérémie, dem wunderbaren Team des Wartsaals und natürlich allen Besuchenden, die das Jubiläumswochenende zu einem tollen Anlass gemacht haben. Ein spezieller Dank auch an alle, die uns mit einer Mitgliedschaft oder mit dem Kauf eines «Solibuttons» unterstützt haben. Merci viumau!