«Prinzipiell geht es um Gerechtigkeit»

von Beat Kohler 25. März 2013

Daten von Ämtern sind zu einem grossen Teil öffentlich. Leicht zugänglich sind sie deshalb nicht. Das will der Verein Opendata.ch ändern. Teams verarbeiten die Rohdaten zu gut lesbaren Darstellungen.

Die Bürgerinnen und Bürger hatten noch nie so einfach Zugang zu so vielen Daten wie heute. Genutzt wird dieser Zugang aber wenig. Das hängt auch damit zusammen, wie diese Daten dargestellt sind und welches Vorwissen notwendig ist, um sie zu lesen und anzuwenden. Im wissenschaftlichen Bereich tut dies beispielsweise die Datenbank über Institutionen und Akteure des öffentlichen Sektors schon seit mehr als 20 Jahren. Das Bundesamt für Statistik, Swisstopo, Bundesämter und auch kantonale Ämter veröffentlichen Daten aktiv. Doch vielen Bürgern sind diese Zugänge nicht bekannt oder zu komplex.

«Prinzipiell geht es um Gerechtigkeit»

Oleg Lavrovsky, Opendata.ch

In der Komplexität versteckte Daten öffentlich sichtbar und lesbar machen, dass wollen die Mitglieder des Vereins Opendata.ch. «Das sind nicht Wiki-Leaks», erklärt Oleg Lavrovsky. Der Berner Softwareentwickler ist neu in den Vorstand des Vereins gewählt worden. Obwohl der Verein immer wieder «Hackdays» organisiert, geht es trotz des provokanten Titels nicht darum, illegal erworbene Daten zu publizieren, wie Lavrovsky betont. «Prinzipiell geht es um Gerechtigkeit», erklärt der Softwareentwickler. Alle sollen die gleichen Chancen haben, den Zugang zu öffentlichen Daten zu erhalten.

Die Daten sind vorhanden

Dafür setzten sich am vergangenen Wochenende während 48 Stunden Entwickler und Designer in Bern zusammen und dachten darüber nach, wie Finanzdaten der öffentlichen Verwaltung besser begreifbar gemacht werden können. Damit dies überhaupt möglich wurde, hat der Verein im November vergangenen Jahres begonnen, frei zugängliche Daten zu sammeln und Experten einzuladen, die erklären, was in ihren Datensätzen enthalten ist. «Diese Leute sind froh, dass sie die Chance erhalten, ihre Themengebiete öffentlich vorzustellen», stellt Lavrovsky fest. So sprach beispielsweise Christoph Schaller, Berner Fachhochschule, über die Finanzstatistik der Gemeinden des Kantons Bern. Daniel Studer, Amt für Gemeinden und Raumordnung, und Beat Dänzer, Finanzverwaltung, erklärten die Finanzausgleichsdaten des Kantons Bern.

Finanzdaten klar dargestellt

Je eine Gruppe hat sich danach mit diesen Datensätzen befasst. Daraus entstand eine Visualisierung der Geldflüsse des kantonalberner Finanzausgleichs oder ein Kartenspiel, mit dem Finanzdaten verschiedener Gemeinden verglichen werden können. Damit die Darstellungen nicht verfälscht werden, bemühen sich die Mitglieder von Opendata.ch immer mit möglichst korrekten Daten und kompletten Datensätzen zu arbeiten. Die Umsetzung soll wissenschaftlichen Kriterien genügen und darf nicht eigene Meinungen transportieren, wie SP-Nationalrätin Jacqueline Badran den Teams an den «Hackdays» in ihrem Grusswort ans Herz legte. All diese Projekte machen die Daten für alle Bürgerinnen und Bürger besser fassbar. «Es ist die Aufgabe des Vereins, dafür zu sorgen, dass die Arbeit dieser Teams auch über die Hackdays hinaus weitergeht», erklärt Lavrovsky.

Stadtberner Budget auf einen Blick

Wie hilfreich die Resultate dieser Gruppen sein können, zeigt ein weiteres Projekt. Eine Gruppe hat sich mit der übersichtlichen Darstellung des Budgets der Stadt Bern befasst. Dank ihrer Entwicklung lässt sich auf einen Blick erkennen, welche Anteile die einzelnen Posten am gesamten Budget ausmachen. Wer wissen will, wie die Steuern in der Stadt Bern benutzt werden, erhält auf einen Blick die Übersicht, was den Wert solcher Open-Source-Projekte verdeutlicht.