Palästinasolidarische Demonstrierende blockieren Gleise im Bahnhof Bern

von RaBe Info 3. Oktober 2025

Rund 1000 Menschen demonstrierten am Donnerstag in Bern gegen den Krieg in Gaza. Ein Teil von ihnen blockierte längere Zeit Gleise im Bahnhof. Die Polizei war nur mit wenigen Einsatzkräften vor Ort.

Tausende von Menschen in verschiedenen europäischen Städten gingen gestern auf die Strasse, um ihre Solidarität mit der abgefangenen Global Sumud Flotilla und der Bevölkerung Palästinas auszudrücken. So versammelten sich etwa in Paris mehrere Tausend Personen auf der Place de la République. Die französische Polizei hat die Demonstration aufgelöst. Auch im Rest von Frankreich gingen mehrere hundert Menschen auf die Strasse, zum Beispiel in Marseille, Lyon, Lille oder Grenoble.

Weitere Proteste gab es in Barçelona, in den Haag, in Dublin, Brüssel und Berlin. In Italien, wo es bereits am Mittwochabend Proteste gab, gingen gestern erneut Menschen für die Global Sumud Flotilla und für Palästina auf die Strasse, so etwa in Rom. In Italien haben Gewerkschaften für heute ausserdem zu einem Generalstreik aufgerufen.

Auch in mehreren Schweizer Städten waren die palästinasolidarischen Kundgebungen nicht zu übersehen. In Zürich etwa gingen 2’000 bis 4’000 Menschen auf die Strasse. Die Polizei setzte in Zürich Tränengas, Pfefferspray und Gummischrot gegen die Demonstrierenden ein. In Genf waren es um die 3’000 Personen. Die Polizei stoppte den Umzug bei der Pont du Mont-Blanc und setzte Tränengas sowie Wasserwerfer ein. Nachdem sich die Kundgebung begonnen hatte aufzulösen, blockierten einige hundert die Gleise am Genfer Hauptbahnhof. Umzüge in Solidarität mit Palästina gab es ausserdem in Freiburg und Lugano.

In Bern formierte sich gegen 18 Uhr eine Spontankundgebung, die mehrere Stunden dauerte und unter anderem am Bahnhof Gleise blockierte. Angefangen hatte das Ganze als Platzkundgebung auf dem Bahnhofplatz. Es handelte sich um eine angemeldete Spontankundgebung. Vor Ort waren mehrere Hundert Personen, es gab einige kurze Reden. Nach etwa einer halben Stunde ertönte dann die Durchsage, dass der offizielle Teil der Veranstaltung beendet sei. Damit war aber noch lange nicht Schluss. Nach dem offiziellen Teil kam Bewegung in die Menge, die stetig anwuchs. Die Menschen begaben sich in Richtung Spitalgasse, wo sie für rund 20 Minuten sitzend den Verkehr blockierten. Die Menge war mittlerweile auf rund 1’000 Personen angewachsen.

Dann zog die Menge zum Waisenhausplatz und via Neuengasse wieder zum Bahnhof. Der Umzug ging aber nicht wieder vor die Heiliggeistkirche, sondern ging direkt in die Bahnhofunterführung. Über die Perrons ging es zur Welle und wieder hinunter auf verschiedene Perrons. Von da aus begannen einige die Gleise zu blockieren. Rasch schlossen sich ihnen weitere an. Während alledem schien die Stimmung unter den Demonstrierenden euphorisch sowie selbstbestimmt und kämpferisch, jedoch nicht gereizt oder aufgestachelt. Während der ganzen Zeit blieb die Demonstration friedlich.

Lange war fast keine Polizeipräsenz auszumachen. Das erstaunte doch sehr, aber wie es scheint, hat die Polizei den Aufmarsch unterschätzt. Oder aber sie entschied sich bewusst dafür, die Sache nicht eskalieren zu lassen und hielt sich im Hintergrund. Erst als die Kundgebung nach einer halben Stunde Gleisblockade wieder aus dem Bahnhof hervor kam, formierten sich bei der Heiliggeistkirche die ersten Einsatzkräfte mit Ausrüstung für den Ordnungsdienst. Allerdings handelte es sich dabei lediglich um eine Handvoll.

Erst später trafen die Demonstrierenden und die Polizei direkt aufeinander. Vom Bahnhof bewegte sich der Umzug nämlich zum Sitz der Rüstungsfirma Elbit Systems Schweiz an der Seilerstrasse. Es handelt sich dabei um einen Ableger des israelischen Rüstungskonzerns Elbit. Dieser stellt unter anderem die Hermes-Drohnen her. Vor dem Sitz von Elbit wartete bereits die Polizei in Ordnungsdienstmontur und mit Granatwerfern. Eine Person unter den Demonstrierenden zerriss das Absperrband, die Stimmung war hier etwas aufgeheizter, die Demonstrierenden blieben aber friedlich und auch die Polizei hielt sich nach wie vor zurück.

Der Demonstrationszug, der sich in der Zwischenzeit erheblich verkleinert hatte, versuchte noch zur US-Botschaft zu ziehen. Die Polizei sperrte allerdings den Zugang zur Kappelenstrasse ab. Die Protestierenden blieben noch eine Weile und skandierten Parolen, dann zogen sie zum Bahnhof, wo sich die Kundgebung allmählich auflöste.