Olivier Mathys, Barkeeper

von Nicolas Eggen 5. Januar 2024

Winterserie: Lärm Was ist Lärm? Und wie kann damit umgegangen werden? Wir fragen Menschen, die in ihren Berufen Lärm erleben.

«Lärm begleitet mich konstant in meinem Arbeitsalltag. Bei einer Schicht, die sechs, sieben oder acht Stunden dauert, ist man konstant akustischem Lärm ausgesetzt. Dieser kann auch mal bis zu 100db gehen. Es ist zum Teil belastend und oft auch schwierig so zu arbeiten. Wenn zum Beispiel Leute zu dir an die Bar kommen, kann man nicht normal miteinander reden, man muss sich schon fast anschreien. Oder man redet nonverbal, viel mit Gestik, Daumen rauf, Nicken, Blickkontakt, sonst hat man keine Chance sich zu verstehen. Missverständnisse gibt es immer wieder. Ich habe auch schon ein Bier zu viel rausgelassen. Manchmal vergisst man aber auch, wie laut es eigentlich ist, zum Beispiel wenn es sehr stressig ist, blendet man, was um einem herum passiert, einfach aus.

Entdecke hier Bar-Lärm (Quelle: Lucy Schön):

 

Um mein Gehör zu schützen, habe ich seit einiger Zeit Ohrschützer aus Silikon, die auf mein Ohr angepasst sind. Diese brauche ich eigentlich immer, sobald ich in einer lauten Umgebung arbeiten muss. Sie filtern 15db heraus, sind sehr bequem und filtern gezielt die störenden Frequenzen heraus. Es ist nicht wie ein Ohropax, das macht eher ein dumpfes Hörgefühl. Bei diesem Silikonguss hört man immer noch gleich gut, jedoch weniger laut, darum empfinde ich das als den effektivsten Schutz. Ich habe die Ohrschützer erst seit diesem Jahr. Sie waren ziemlich teuer, aber die Investition lohnt sich auf jeden Fall. Eigentlich wäre es gut gewesen, wenn ich schon vorher so einen Schutz gehabt hätte. Aber man denkt gar nicht daran, dass es zu der Arbeitsausrüstung an einer Clubbar einfach dazugehören sollte. Bei Berufen in der Industrie gehört ein Gehörschutz dagegen ganz selbstverständlich dazu. Dabei sind wir hier genauso lautem Lärm ausgesetzt, zum Teil auch über längere Zeit.

Ich merke auch, dass mein Gehör über die Jahre schon schlechter geworden ist. Zum Glück gibt es hier in der Schweiz eine Dezibel-Begrenzung. Alles über 100db ist nicht mehr angenehm zum Hören und ich empfinde es als zu laut. Man ist dem als Barkeeper aber auch ein wenig ausgeliefert. Als clubbesuchende Person kann man schnell einmal nach draussen oder in eine ruhigere Ecke gehen, wenn es zu laut wird. Wir halt nicht. Gerade an der Bar wird man die ganze Zeit frontal durch die Musik beschallt.

Es kann aber auch zu leise sein: Im Restaurantbetrieb gab es manchmal so Momente, wo gerade das Ipad keinen Akku mehr hatte oder die Musik aus sonst einem Grund abgestellt wurde, weil jemand etwas sagen musste oder so. Dann läufst du durch den Raum und merkst wie unangenehm still es ist. Musik hilft sicher die Stimmung etwas aufzulockern.

Bei den Konzerten ist es am angenehmsten. Dort ist immer eine Person für die Tontechnik verantwortlich, die schaut dass der Sound passt. Am lautesten empfinde ich Technopartys. Viele neue Technomusik, zum Beispiel Hardtechno oder Trance, besteht aus super vielen hohen Tönen. Eigentlich sind es ja nicht die Bässe, die stören, sondern es sind die extrem hohen Töne. Weil beim Techno die Musik so schnell ist, gibt es mehr hohe Töne als bei anderer Musik. Und Technopartys dauern auch am längsten. Ein Konzert ist nach ein bis zwei Stunden vorbei. Eine Party kann bis zu 8 Stunden dauern, und so lange konstant beschallt zu werden, kann anstrengend sein. Ich finde aber im Club darf oder muss es auch ein wenig laut sein, damit es überhaupt wirkt. Sonst kommt kein Clubfeeling auf.»