Galerienwochenende – das waren während vieler Jahre zwei Tage der offenen Türe der Berner Kunstgalerien. Man kam und ging und schaute, entdeckte Manches, schwatzte herum, nahm hier und dort dankbar ein Glas und ein Häppchen und wusste wieder, welche Bedeutung die Galerien haben für die Förderung und Neupräsentation von Künstlerinnen und Künstlern, als Orte der Konvivialität im Geist der Kunst, als Treffpunkte der an visueller Kunst Interessierten im familiärem Rahmen. Oft mündete das Wochenende in einen gemeinsamen Anlass, an dem ein alle betreffendes Thema der Kunst und ihrer Förderung beleuchtet und debattiert wurde. Das teils eng-, teils weitmaschige Netz der Galerien, fragil und doch reissfest, überzog die Stadt und bewies seine Unentbehrlichkeit als Teil des Kunstkosmos neben den Museen, der Kunsthalle, den Off-Spaces, der Hochschule der Künste und dem universitären Institut für Kunstgeschichte.
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2021 rang die Pandemie das Galerienwochenende nieder. Aber heuer findet es wieder statt mit Zertifikat und Maske, ohne Essen und Trinken, ohne gemeinsamen Anlass, aber immerhin. An 13 Orten ist Kunst zu betrachten und, auch mit Maske, im small talk und ebenso in vertiefter Diskussion zu besprechen. Der Verein der Berner Galerien hat einen Faltprospekt gestaltet, der das weite Spektrum des Angebots illustriert und als Führer zu den Standorten dient. Verdienstvoll: Auch die grösseren Brüder und Schwestern der Galerien, die Museen in Bern, Biel, Langenthal und Thun werden mit Namen und Adresse sowie den aktuellen Ausstellungen genannt. Damit erweisen sich die Kleinen – und das ist schön – als grosszügiger als die meisten Etablierten.
Also ab in die Stadt, durch die Lauben und Strassen flanieren, hier und dort einen Nisch nehmen, die künstlerische Vielfalt erleben.