No Billag: Was ist mit TeleBärn?

von Yannic Schmezer 9. Februar 2018

TeleBärn finanziert sich wie viele andere private Fernseh-und Radiosender durch die Billag Gebühr. Trotzdem wird der Sender am nächsten Montag die «KMU-Arena» zur No Billag Initiative ausstrahlen, eine Sendung, die vom Gewerbeverband finanziert ist, dessen Direktor Hans-Ulrich Bigler (FDP) an vorderster Front für die Abschaffung der Rundfunkgebühr kämpft. In wessen Interesse handelt TeleBärn?

Es ist längst bekannt, dass bei der No Billag Initiative, die am 4. März zur Abstimmung gebracht wird, nicht nur das Schicksal der SRG entschieden wird, sondern auch jenes zahlreicher privater Fernseh- und Radiostationen. Zu ihnen gehört auch der Regionalsender TeleBärn, denn auch er bezieht Gelder aus dem Gebührentopf. Zumindest vordergründig hat TeleBärn damit ein klares Interesse, dass die Initiative an der Urne abgeschmettert wird.

Vor diesem Hintergrund ist jedoch folgendes nicht gänzlich verständlich: Am 12. Februar wird TeleBärn eine alternative «Abstimmungsarena», also eine Diskussionsrunde nach dem Vorbild der SRF-Arena, zur No Billag Initiative ausstrahlen. Finanziert wird die Sendung vom Schweizerischen Gewerbeverband, dessen ultraliberaler Direktor Hans-Ulrich Bigler keine Gelegenheit verpasst, sich für die Abschaffung der Rundfunkgebühr starkzumachen. Zwar verspricht der Gewerbeverband gemäss dem Bund, dass die Sendung völlig unabhängig produziert werde und neben den Gästen auch das Publikum ausgewogen zusammengesetzt sein soll, damit Fragen aus beiden Lagern gestellt würden.

Keine redaktionelle Auslese

Um zu verstehen, weshalb TeleBärn die Sendung ausstrahlt, bedarf es eines Blicks in die Gesellschaftsverhältnisse des Senders. Seit 2011 gehören TeleBärn wie auch TeleZüri zur AZ Medien AG. Abgesehen von TeleBärn und Tele M1 erhält kein anderes Produkt der AZ Medien AG Beiträge aus der Billag Gebühr, also auch TeleZüri nicht. 2014 wurde Markus Gilli, der zu diesem Zeitpunkt Chefredaktor von TeleZüri war, zum Chefredaktor der Senderfamilie TeleBärn, TeleZüri, Tele M1 und TV 24 befördert. Seither wird das Vorabendprogramm von TeleBärn, also alles, was vor 18:00 ausgestrahlt wird, zentral koordiniert. Dabei wird die Sendezeit auch feilgeboten. Grundsätzlich kann jeder und jede Sendezeit bei den Sendern der AZ Medien AG einkaufen – auch der Gewerbeverband.

Eine redaktionelle Auslese durch TeleBärn findet beim Vorabendprogramm nur sehr eingeschränkt statt. Grundsätzlich werde in Zürich bestimmt, was im Vorabendprogramm der Sender TeleBärn, TeleZüri und Tele M1 ausgestrahlt werde, erklärt Adrian Grob, Chefredaktor von TeleBärn. Letztlich liege die Entscheidungsbefugnis damit beim Chefredaktor der Senderfamilie, Markus Gilli. Trotzdem sei man Zürich nicht ausgeliefert, beteuert Grob: «Wir würden schon nicht jeden Quatsch ausstrahlen». Als Beispiel nennt Grob eine Sendung mit christlich-fundamentalistischem Inhalt.

Fakt ist jedoch, dass die Interessen von TeleBärn und TeleZüri einerseits, und TeleBärn und der AZ Medien AG andererseits zumindest teilweise gegenläufig sind: TeleBärn könnte ohne Billag Beiträge kaum überleben. Für TeleZüri hingegen bedeutete die Annahme der Initiative, dass vielen Konkurrenten der Boden unter den Füssen wegezogen würde. Für die AZ Medien AG würde die Abschaffung der Billag den Weg für die Installation ihrer vor vier bzw. zwei Jahren lancierten nationalen Sender TV24 und TV25 bereiten. Folglich liegt die Vermutung nahe, dass Markus Gilli und die AZ Medien AG mit einer allfälligen Annahme der Initiative zumindest nicht ganz unglücklich wären. Dieser Umstand könnte auch begünstigt haben, dass die «Abstimmungsarena» des Gewerbeverbandes ausgestrahlt wird. Die AZ Medien AG lässt auf Anfrage indessen verlauten, dass sie keine Parole zur Initiative gefasst habe und auch nicht glaube, dass diese angenommen werde.

Ein aufgeblasener Apparatschick

Bei Telebärn hingegen sei die Redaktion in Panik, dass die No Billag Initiative angenommen werde, erklärt Franco*, der schon mehrere Jahre bei TeleBärn arbeitet und unerkannt bleiben möchte. Es sei klar, dass TeleBärn ohne Billag nicht überleben könne. Etwas milder formuliert es Adrian Grob: «Für uns wäre es sicher ungut, wenn die Initiative angenommen würde.» Ein internes Mail, das Journal B vorliegt, relativiert indessen Grobs Haltung: Er schreibt dort, dass man zwar gegen die No Billag Initiative sei, weil TeleBärn zu einem grossen Teil aus dem Gebührentopf finanziert werde. Gleichzeitig müsse man aber auch gegen die SRG ankämpfen. Die SRG solle als aufgeblasener Apparatschick etwas abspecken.

Damit legt Grob den Zwist von TeleBärn als privates, billag-finanziertes Medium offen. Auf der einen Seite steht das offensichtliche Interesse, die Billag aufrechtzuerhalten und die eigene Existenz zu sichern. Auf der anderen Seite stehen die Angst, von der SRG erstickt zu werden, sowie die Unternehmensmutter, die AZ Medien AG, und der TeleZüri-nahe Chefredaktor Markus Gilli, die von der Annahme der Initiative profitieren könnten, da ein Gros ihrer Sender bereits jetzt ohne Billag Gebühr auskommt und somit einen veritablen Vorsprung bei einer allfälligen Neuaufteilung der schweizerischen Radio-und Fernsehlandschaft hätte.