«Nicht von einem anderen Kontinent»

von Jessica Allemann 14. Februar 2013

Der Regierungsrat des Kantons Bern hat Hans Ulrich Glarner zum neuen Vorsteher des Amtes für Kultur gewählt. Am 1. September 2013 tritt er sein Amt an. Journal B hat mit ihm über seine «Bernsichten» gesprochen.

Herr Glarner, Sie sind bereits gut in der Berner Kulturlandschaft vernetzt. Welchen persönlichen Bezug haben Sie zur Stadt?

Hans Ulrich Glarner:

Mein Bezug zu Bern hat schon ganz früh in der Kindheit begonnen. Meine grosse Schwester hat lange Zeit in Bern gelebt. Ich habe die Ferien bei ihr immer sehr genossen, bin im Marzili gewesen und habe in der Aare gebadet. Im Gaskessel habe ich moderne Theaterstücke gesehen und in den Kellern von Bern das Kleintheater besucht. Bern war für mich als Kind der Inbegriff einer Kulturstadt.

Und heute?

Ich habe immer mit grossem Interesse verfolgt, was in Bern passiert. Aber auch mit einer gewissen Distanz, habe ich mich doch in den vergangenen Jahren auf den Kanton Aargau konzentriert. Immer wieder gab es aber spannende Schnittpunkte meiner Laufbahn mit Bern. Etwa als ich als Leiter des Lenzburger Stapferhauses in den 1990er-Jahren die Ausstellungen «Anne Frank und wir» und «A Walk on the Wild Side» im Kornhaus respektive im Historischen Museum Bern zeigen konnte. Dies Ausstellung über die Jugendszenen in der Schweiz von den 30er-Jahren bis heute hat in Bern wie eine Bombe eingeschlagen. 

Die Reitschule in Bern sorgt immer wieder für Aufsehen, ist gleichzeitig aber ein wichtiges Kulturzentrum der Stadt. Wie stehen Sie zu diesem Ort?

Da ich die genauen Rahmenbedingungen noch nicht kenne, möchte ich mich lieber grundsätzlich zum Thema äussern. Für mich gehört in eine Kulturlandschaft eine breite Kulturpalette von der Jugendkultur bis zur traditionellen Kultur.

«Ich bin darauf vorbereitet, dass die Szene in der Reitschule eine lebendige und innovative Szene ist.»

Hans Ulrich Glarner, zum Vorsteher des Amtes für Kultur gewählt

Ich habe keine Scheuklappen und bin durch meinen älteren Sohn, der in der Berner Kulturszene gut vernetzt ist, darauf vorbereitet, dass die Szene in der Reitschule eine lebendige und innovative Szene ist.

Welche kulturellen Themen liegen Ihnen besonders am Herzen?

Wichtig sind sicher die Museen und die Berner Literatur, mit der ich mich immer wieder auseinandergestzt habe. Von Gotthelf über Dürrenmatt und Sterchi bis zu «Spoken Word» fasziniert mich die Berner Literatur besonders in der Verbindung von Tradition bis zum Zeitgenössischem. Ein persönliches Interesse gilt auch der Musik und im Speziellen dem Gesang. Ich singe selber in einem Kammerchor und bin gespannt auf die Berner Chorszene.

Welche Herausforderungen reizen Sie in Bern?

Ich bin sehr glücklich im Amt des Kulturbeauftragten und übe es mit grosser Leidenschaft aus. Ich möchte nun etwas Neues kennenlernen, mit neuen Menschen zusammenarbeiten und mit meinen Erfahrungen auf eine neue Kulturlandschaft reagieren.

Wo unterscheidet sich die Berner Kulturlandschaft vom Aargauer Kulturleben?

«Als Berneraargauer fühle ich mich mentalitätsmässig nicht wie von einem anderen Kontinent.»

Hans Ulrich Glarner, zum Vorsteher des Amtes für Kultur gewählt

Ein neuer Aspekt ist die Zweisprachigkeit, die mich reizt. In Bern haben wir ein starkes Zentrum und wichtige Städte rundherum sowie eine vielgestaltige Landschaft. Der Kanton Bern hat eine andere Dimension als der Kanton Aargau. Er ist nicht nur flächenmässig grösser, sondern auch ein sehr vielfältiger Kanton. Dennoch bin ich hier verwurzelt, meine Frau stammt aus Langenthal und hat in Bern studiert. Als Berneraargauer fühle ich mich mentalitätsmässig nicht wie von einem anderen Kontinent.

Was wird Ihre erste Aktion in Bern sein?

Sobald wir eine Wohnung gefunden haben und nach Bern gezogen sind, werde ich einen Schwumm in der Aare machen und richtig eintauchen ins Berner Kulturleben.