Alltag - Kolumne

Neuanfang zwischen Tanzschritten und Tonklumpen

von Jovana Nikic 25. März 2025

Be(rn)trachtungen Zwischen Day-Rave, Jogginggruppe und Glace in der Boulderinghalle: Bern bietet für unsere Kolumnistin allerlei Hobbys für den Neuanfang. Manche bleiben. Manche verstauben in der Schublade.

Der Frühling steht für Neubeginn, denke ich mir, als ich lese, dass Pfister zum neuen Bundesrat gekürt wurde. Und wenn er sich als Bundesrat ausprobieren darf, denke ich mir in diesem Moment, wäre es wohl auch für mich an der Zeit, ein neues Hobby auszuprobieren.

Als Kind tanzte ich Ballett, ging ins Judo, war knapp ein Jahr im Schachklub, spielte Tennis, sang in einer Schüler*innen-Band, turnte im Turnverein und spielte Volleyball – damals, als man eben noch Zeit hatte, weil die einzigen Verpflichtungen die Ufzgi waren, die man zu erledigen hatte.

Seit Gymnasium, Studienbeginn und dem Fakt, dass Schreiben und Bühne, obschon sie Spass bereiten, zum Job geworden sind, merke ich, dass ein neues Hobby wieder hermuss.

Nun habe ich einen Wollfriedhof zu Hause, für den ich einiges an Geld ausgegeben habe, und hoffe, irgendwann mal wieder das Bedürfnis zum Stricken zu verspüren.

Wer kennts nicht? Diese Lust, wieder mal so richtig für etwas zu brennen, sich auf den Feierabend zu freuen und ganz vernarrt in eine Tätigkeit zu sein, die Kopf, Geist und Herz befriedigt und einen Ausgleich zum Alltag schafft.

Letztes Jahr versuchte ich mich im Stricken. Witzig, wenn ich daran denke, wie sehr ich mich ins Topic Stricken eingelesen hatte, mir Ziele setzte, Pullover und Taschen bis hin zu Schals und Mitts zu stricken.

Nun habe ich einen Wollfriedhof zu Hause, für den ich einiges an Geld ausgegeben habe, und hoffe, irgendwann mal wieder das Bedürfnis zum Stricken zu verspüren.

Aber wo könnte man sich besser ein neues Hobby suchen als in Bern?

Genauso ist es mit dem Töpfern: Nach der Anschaffung verschiedener Tonarten und Backknete, die seit gut einem halben Jahr vor sich hin verhärtet, löste sich mein Interesse fürs Kneten ebenfalls in Luft auf.

Doch vielleicht finde ich diesen Frühling etwas, das mir wirklich Freude bereitet – etwas, das ich mit demselben Elan durchziehen würde, mit dem ich es auch beginne. Anders als das mit dem Bouldern: Wieso haben die im Bimano Bern auch so mega gute Glace?! Die Hälfte der Zeit, in der ich klettern sollte, sass ich in der Cafeteria und drückte mir Eis am Stiel rein – als Belohnung versteht sich, weil ich immerhin versucht hatte, die Wände emporzuklettern.

Aber wo könnte man sich besser ein neues Hobby suchen als in Bern?

Seit März finden die ersten Veranstaltungen statt, die mich wirklich wieder gluschtä. Beispielsweise Day-Raves und Tanzveranstaltungen – so könnte ich versuchen, mich im Tanzen zu üben. Oder Wein-Connaisseurin werden, was sich gerade vor wenigen Wochen anbot, als die Stadt Bern zum Degustieren der bernischen Weinreben auf dem Münsterplatz einlud.

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Im Frühjahr starten aber auch viele motiviert mit Sport: Gruppen, die sich gemeinsam zum Joggen verabreden, beim Altenbergsteg Bungee-Surfen oder Yoga im Rosengarten betreiben.

Vielleicht, so denke ich mir, waren auch einige Fasnachts-Besucherinnen so angetan von Guggenmusik, dass sie sich in das musikalische Know-how der Guggenmusik im wahrsten Sinne des Wortes verguckt haben. Für mich wäre das aber nichts – nicht, weil ich per se etwas gegen Guggen habe, sondern weil ich mit einem Triangel wohl nicht so gefragt wäre.

Wer weiss, vielleicht versuche ich mich dieses Jahr mal in etwas ganz Neuem, und wir begegnen uns beim Pilates, beim Turmspringen oder beim Foxtrail in der Berner Innenstadt.