Etwas muss geschehen: Das seit 2003 vom Verein Cinéville im Kunstmuseum Bern betriebene Kino hat dort nur noch Bleiberecht auf Zeit. Das Museum kann den Mietvertrag monatlich mit einer Frist von 12 Monaten kündigen. Und da das Kunstmuseum trotz näheren Zusammengehens mit dem Zentrum Paul Klee daran festhält, im Inneren des Gebäudes neue Ausstellungsräume zu schaffen, ist die Kündigung eine reale Gefahr. Dazu kommt, dass die Stadt Bern den Kinobetrieb im Kunstmuseum nicht mehr subventionieren will, sobald das Kunstmuseum allein vom Kanton getragen wird.
Neu mit zwei Leinwänden
Dennoch ist das neue Kinoprojekt nicht ausschliesslich getrieben von der Furcht, kurzfristig ohne Raum dazustehen. Ausschlaggebend ist die Idee, im Herzen der Stadt ein Stadt-, ja ein Kantonskino zu begründen, das zum Treffpunkt der Cinéasten, werden kann, aber auch einfach zum Treffpunkt an bester Lage.
Das Rex gehört heute zu der in verschiedenen Schweizer Städten tätigen Kino-Theater AG Kitag, die in Bern ausserdem das Alhambra, Capitol, City, Gotthard, Jura, Royal und Splendid betreibt.
Was bietet der neue Ort dem Kino Kunstmuseum ausser der Lage und der Möglichkeit, der Ungewissheit im Kunstmuseum zu entkommen? Im Rex kann das Foyer vergrössert und mit einer Bar aufgewertet werden; auf dem Balkon soll ein zweiter Saal entstehen. Dies ergibt zwei Säle mit geplanten 130 und 60 Plätzen (heute am bestehenden Ort 119 und im Rex 204 Plätze). Damit bleibt die Zahl der Leinwände in Bern gleich und die Zahl der Kinoplätze sinkt um 113.
2200 Vorführungen pro Jahr
Mit zwei Sälen ist es möglich, das cinéastische Angebot auszubauen und zu variieren. Geplant sind täglich ab 14 Uhr je drei Vorführungen in den beiden Sälen. Dies ergibt für das Cinéma Rex pro Jahr etwa 2200 Vorführungen gegenüber heute 770 des Kino Kunstmuseums. Im gesamtstädtischen Vergleich werden es pro Tag 2 Vorstellungen mehr sein (heute täglich rund 130).
Im Rex soll die seit 2011 bewährte Kombination von Programm- und Premierenkino weitergeführt werden. Das kuratierte Programm besteht aus Retrospektiven, Werkschauen, Zyklen über Filmschaffende, Epochen der Filmgeschichte, Genres. Zu sehen sind zudem Premieren von Dokumentar- und Spielfilmen, die von den Autoren geprägt und unabhängig produziert werden. Wichtig bleiben die Partnerschaften mit dem Kunstmuseum für das Wechselspiel von Film und visueller Kunst, mit dem Kellerkino für Premieren sowie mit den Berner Filmschaffenden für ihr Werk.
Finanzierung zu vier Fünfteln gesichert
Der Umbau wird auf rund 1,8 Millionen Franken veranschlagt. Die dafür nötigen Gelder sind zu vier Fünfteln gesichert; sie stammen zu rund 35% von der öffentlichen Hand (Stadt und Kanton Bern, Lotteriefonds), zu 65% von Privaten (Eigentümerschaft Rex, Ernst Göhner Stiftung, Mobiliar-Stiftung, Mäzene und Sponsoren).
Betrieblich steigen die Ausgaben und Einnahmen im Rex auf das Doppelte: Sie belaufen sich künftig auf rund 1,2 Millionen Franken. Das kann funktionieren, wenn das Programm Anklang findet, die Bar läuft und die Subventionen von Stadt, Kanton und Bund nicht sinken. Dies ist allerdings nicht zu befürchten, da die Verantwortlichen für das Vorhaben nur lobende Worte finden.
Grünes Licht also für einen Neuanfang an besserem Ort!