Netz der Freiwilligen – SIBA XVI

von Luca Hubschmied 21. September 2017

Benevol Bern vermittelt Freiwillige an Organisationen. Die Geschäftsleiterin Doris Widmer gibt einen Einblick in die Arbeit an der Schnittstelle.

Im Erdgeschoss des Berner GenerationenHauses, in einem Zwei-Zimmer-Büro mit hohen Decken liegt die Geschäftsstelle von benevol Bern, der ältesten Fachstelle innerhalb des Deutschschweizer Dachverbands benevol Schweiz. Doris Widmer, die Geschäftsleiterin des Berner Vereins, ist seit 17 Jahren für die Freiwilligenorganisation tätig: «Ich habe bereits früher im Non-Profit Bereich gearbeitet, etwa beim Aufbau des Zivildienstes im Kanton Bern», erklärt sie, «nun arbeite ich mit einer noch breiteren Bevölkerungsgruppe und verschiedensten Persönlichkeiten zusammen, das ist das Spannende.»



benevol-Standards für freiwillige Arbeit



Benevol bietet verschiedenste Angebote im Bereich der Freiwilligenarbeit, von Information über Beratung und Bildung bis zur Koordination und Vermittlung von Freiwilligen. «Bei der Berner Geschäftsstelle arbeiten wir mit 109 Organisationen zusammen», sagt Widmer, «diese sind Mitglied bei uns und wir vermitteln ihnen interessierte Personen.» Die Bandbreite an Organisation ist riesig und beinhaltet etwa Hilfswerke, Kirchen, kulturelle Einrichtungen, Alters-, Jugend- und Behindertenorganisationen usw. Ihnen gemeinsam ist, dass alle gemeinnützig tätig sind und sich zur Einhaltung der benevol-Standards bekennen. Diese definieren die Rahmenbedingungen der Freiwilligeneinsätze und gewährleisten so die Qualität der Einsätze, die von benevol vermittelt werden. So verpflichten sich die Organisationen beispielsweise, den Freiwilligen nach Abschluss des Einsatzes das «Dossier freiwillig engagiert» auszustellen. Darin werden die während des Einsatzes erworbenen Kompetenzen aufgeführt. Das Dossier kann später etwa einer Bewerbung beigelegt werden. Dies befriedigt ein häufiges Bedürfnis der Freiwilligen, wie Doris Widmer meint: «Viele Junge, die zu uns kommen, haben eine klare Vorstellung davon, wo sie sich engagieren und welche Kompetenzen sie erwerben möchten. Das ist teils auch eigennützig aber durchaus legitim und erwünscht.»

Der Bedarf steigt

Dass die Freiwilligenarbeit in der Schweiz leicht rückläufig ist, kann Doris Widmer nur punktuell bestätigen: «Es ist schwieriger geworden, Freiwillige für Vorstandsarbeit zu finden. Nur wenige wollen sich verpflichten und sich fix einbinden lassen. Viele bevorzugen befristete Einsätze, etwa bei der Unterstützung an Anlässen.» Benevol Bern sei davon aber nicht betroffen, hier meldeten sich laut Widmer immer noch ähnlich viele Interessierte. Auf Seiten der Organisationen ist die Anzahl Mitglieder seit Jahren zunehmend. «Viele Institutionen sind finanziell am Limit, weil Subventionen gekürzt werden. Deshalb steigt ihr Bedarf nach Freiwilligenarbeit.»

Damit nimmt auch die Arbeit der Berner Geschäftsstelle zu, weshalb sich seit September neu drei Personen mit 180 Stellenprozenten um das Kerngeschäft kümmern. Ab Ende Jahr wird der Schreibdienst ausgelagert. Dies ist ein Gratisangebot für Menschen mit wenig Deutschkenntnissen, die dort Hilfe beim Verfassen von Korrespondenz und Ausfüllen von Formularen erhalten. «Der Bedarf für den Schreibdienst hat deutlich zugenommen», so Widmer, «gestern kamen 30 Menschen, damit stossen wir an unsere Grenzen. Wir müssen uns wieder mehr auf unser Kerngeschäft fokussieren.»



Und das ist schlussendlich das Beraten und Vermitteln von Freiwilligen, wofür benevol im Rahmen eines Leistungsvertrages mit dem Kanton unterstützt wird. Doris Widmer meint in Bezug darauf, sie könnten froh sein, jedes Jahr wieder dieselbe Summe zu erhalten, obwohl ihre Organisation laufend wachse. Und das tut sie in der Tat, nächstes Jahr wird eine neue benutzerfreundlichere online-Plattform «benevol-jobs» lanciert, was einen personellen und finanziellen Mehraufwand darstellt.
 Doris Widmer wünscht sich denn auch, wenn sie an die Zukunft denkt, mehr staatliche Unterstützung: «Auf kantonaler Ebene gestaltet sich das einfacher. Auf nationaler Ebene ist es schwieriger an Gelder zu kommen, was auch an den Zuständigkeiten liegt. Von einem Ministerium für freiwilliges Engagement, wie es in Deutschland diskutiert wird, sind wir meilenweit entfernt.»