Ein grauer Nachmittag. Wenig Licht dringt in das Arbeits-, Ess-, Wohn- und Musikzimmer der Wohngemeinschaft im Wylerquartier. Es schmeckt nach Zigarettenrauch. In der Mitte zwei knorrige Holzstühle und ein kleiner Tisch mit buntem Tischtuch aus Afrika. Das Gespräch kann beginnen.
«Die Stadt Bern hat nicht begriffen, dass Literatur eines ihrer wichtigsten Kulturgüter ist.»
Raphael Urweider, Dichter
Raphael Urweider (38) hat sein Leben den Worten und der Sprache verschrieben – mit Erfolg. Bereits in jungen Jahren eroberte er die Lyrikwelt, holte renommierte Preise und begeisterte Feuilletonredaktionen im ganzen deutschsprachigen Raum. Kurzzeitig übernahm er die künstlerische Leitung des Schlachthaus Theaters, bevor er sich 2009 wieder voll und ganz dem sprachlichen Schaffen zugewendet hat. Seine aktuellen Tätigkeitsbereiche sind vielfältig, neben der Arbeit an einem neuen Gedichtband und zahlreichen Reisen an internationale Poesie-Festivals, ist er als Übersetzer, Theaterautor und auch als Musiker tätig. Seit Mai 2012 präsidiert er den Autorenverband «Autorinnen und Autoren der Schweiz» (AdS).
Im Gespräch erzählt Urweider aus seinem vollen und materiell bescheidenen Dichterleben, nennt Gründe für das marginalisierte Dasein der Lyrik, kritisiert die Kulturförderung der Stadt Bern und gibt mit gelesenen Gedichten Einblick in seine jüngste Arbeit zum Thema «Städte und Orte».