«Bevor ich meine Tanzschule gründete, habe ich als Kindergärtnerin gearbeitet. Rückblickend bin ich erstaunt, dass ich diese Überstimulation ausgehalten habe. Es war von allem zu viel, zu laut für meine Augen und Ohren und alle meine Sinne – Kinder, die durcheinanderreden, Legos, die aufeinanderprallen und Klötze, die umgeschüttet werden.
Lärm ist für mich, wenn ich in meinem Wohlbefinden eingeschränkt werde. Ich bin da sehr sensibel. Mein Job im Kindergarten gab mir einerseits viel Erfüllung und andererseits machte mich das Setting unglaublich müde und angespannt. Nach der Arbeit kam ich jeweils direkt nach Hause und musste zwei Stunden schlafen.
Jetzt arbeite ich als Studio-Inhaberin und Tanzlehrerin. Ich finde es hier in meinem Studio unglaublich entspannend. Jeder Lärm, den es gibt, ist meistens von mir selbst bestimmt. Ich glaube, das ist ein wesentlicher Punkt: Auch wenn die Musik sehr laut sein kann – ich selber entscheide, wie laut. Deshalb geht es mir gut.
Moe Rohr ist 34 Jahre alt und in Thun aufgewachsen. Im März 2023 eröffnete sie das «Tanzheit», der erste und bis jetzt einzige feministische Tanz-Space in Bern. Ein Ort, an dem unter anderem starre Rollenbilder des Paartanzes aufgebrochen werden. Dazu sagt Moe: «Es gibt in Bern wirklich einen Bedarf an Räumen, die safe und darauf ausgelegt sind, dass man sich wohl fühlt – queer-freundlich und antirassistisch.» Dazu gehört für sie etwa ein Briefkasten in der Garderobe, in der anonymes Feedback hinterlegt werden kann, z.B. wenn jemand Diskriminierung erfahren hat.
Musik kann zu viel für die Sinne sein. Ich war auch schon in Kursen, in denen es unangenehm laut war und es mir in den Ohren wehtat. Auch kenne ich viele Tanzkurse, bei denen das Entertainment im Mittelpunkt steht und dafür laute Musik gespielt wird: Es muss abgehen, man muss schwitzen, die Energie muss oben sein.
Ich habe einen anderen Ansatz und möchte da sensibler sein. Das gehört für mich als Tanzlehrerin dazu – ob die Musik zu laut ist, ob sie stört, wie die Menschen darauf reagieren. Ich steuere die Lautstärke bei meinen Kursen bewusst. Ich möchte nicht unbedingt, dass die Musik ständig im Vordergrund steht, sondern, dass man sich mit sich selbst verbinden kann. Manchmal braucht es auch einfach Stille, um sich etwa auf die neuen Tanzschritte konzentrieren zu können.
Ich nehme Klänge und Geräusche in meiner Umgebung sehr stark wahr. Wenn im Herbst Blätter am Boden liegen und wir mit den Schuhen drüber laufen – das ist eines meiner Lieblingsgeräusche. Auch wenn Holz aneinandergerieben wird. Oh, und das Geräusch von trockenen Linsen oder Bohnen, wenn du mit der Hand hineinfasst. Das liebe ich.»
Was hörst du in Moes Studio? (Quelle: Lucy Schön)