Mit Pauli auf dem Sunset Boulevard

von Nyima Sonam 31. August 2024

Mundart-Rap Den Viertagespass hatte Rapper Pauli bereits gekauft, als klar wurde, dass er selbst am Gurtenfestival auftreten würde. Unsere Autorin war am Konzert dabei und schwelgt in Erinnerungen an einen warmen Sommerabend auf dem Berner Hausberg.

Es ist Donnerstag, der 18. Juli. Gerade bricht der zweite Abend des Gurtenfestivals an. Pauli und Band, das sind neben Max noch DJ Katana und Lino Schwertfisch, haben sich im Backstage versammelt. Ob Max der Crew vor dem Konzert noch etwas sagen möchte, fragt Lou, die Bookerin und Managerin. Estelle, bekannt als Alwa Alibi, die Pauli während seines Auftritts zu sich auf die Campfire Stage holen wird, verdreht die Augen – sie mag das obligatorische Kreisli vor dem Auftritt nicht. «Muss das sein?» Es muss. Schon den ganzen Tag sei er den Tränen nah, meint Max. Tränen der Freude, versteht sich.

Den Viertagespass hatte Max nämlich bereits gekauft, lange schon bevor klar wurde, dass er als Pauli am diesjährigen Gurtenfestival auftreten wird. «Immer dra gloubt aber nie hättis dänkt» rappt Pauli denn auch passend auf dem Outro seines neuen Albums, das er ans Gurtenfestival mitnahm.

Zusammen wollen wir eine gute Zeit haben. Dafür brauchts uns alle, dafür tragen wir alle die Verantwortung.»

«Der nächste Song heisst Gsehdi», sagt Pauli auf der Bühne an. Das sei einer vom neuen Album, der ihm, wie die anderen vierzehn Tracks auch, einfach «mega viel bedeutet». Das kommt auch im Publikum an. «Die Texte sind so schön», sagt eine junge Frau zu ihrer Freundin .

(Foto: Claudia Baumer)

«Gloub mir i gseh di – i weiss es isch weni», rappt Pauli auf der Campfire Stage. Darauf folgt ein ausgedehnter Applaus für die Menschen, die hinter der Bühne arbeiten. Aber auch die Menschen im Publikum werden sichtbar gemacht. Das sei kein perfekter Space, soviel sei klar. Scheisse passiere – auch am Gurtenfestival, sagt Pauli. «Zusammen wollen wir eine gute Zeit haben. Dafür brauchts uns alle, dafür tragen wir alle die Verantwortung.»

Eine warme Sommernacht auf dem Sunset Boulevard

Manchmal, sehr selten, gibt es eine dieser magischen Sommernächte, in der plötzlich alle da sind – ziellos zusammen unterwegs, auf den noch warmen Strassen scheint der Abend dann plötzlich endlos zu sein. Mit Sunset Boulevard hat Pauli das Gefühl einer solchen Sommernacht musikalisch festgehalten.

(Foto: Claudia Baumer)

Er nimmt seine Hörer*innen mit nach draussen (Weni duss bi), raus aus dem Grau des Alltags (Tombola) und plädiert dafür, Eifach mal liegenzubleiben. Pauli macht die Fenster weit auf und lässt frischen Wind und Feriengefühle ins Zimmer rein (Côte d’Azur).

Wovon träumen wir eigentlich, wenn alles möglich ist?

Die Vergangenheit (die Sixties) im Rücken schaut er zuversichtlich in die Zukunft und findet zwischen Neonlichtern und Asphaltflächen Antworten auf die Frage danach, wovon wir eigentlich träumen, wenn plötzlich alles möglich ist. Denn: «Wenn aues verbi isch unds mi nümme brucht ziehts mi furt vo hie», so Pauli auf dem Outro Ohni di. Unterdessen aber bleibt der Sunset Boulevard ein fiktiver Ort mit viel Platz für Veränderung und der nötigen Freiheit für unsere Utopien.

Wiedersehen auf der Sommerbühne

Während sich Linda, Lino und Max auf der Campfire Stage vom Publikum verabschieden, rollen nun doch vereinzelte Freudentränen über die erhitzten Gesichter. Nach dem Konzert verstreuen sich die rosa Sunset Boulevard-Pullis wie farbige Punkte über dem grossen Gelände- und verschwinden langsam in der Masse der Festivalbesucher*innen.

(Foto: Claudia Baumer)

Wer den Sonnenuntergang am Gurtenfestival dagegen verpasst hat, kann das bald nachholen. Denn am 31. August bringen Pauli und Band den Sunset Boulevard auf die offene SCHÜTZ Sommerbühne. Danach stehen die ersten Herbstkonzerte an.