«Mich fasziniert es, den Ablauf eines Abends zu zeigen»

von Noah Pilloud & David Fürst 3. März 2023

B-Kanntschaft: Nicola Schmid ist Fotograf und betreibt einen Onlineshop für Secondhand-Kameras. Mit Journal B hat er sich über seine Arbeit, seine erste Kamera und sein bisheriges Karrierehighlight unterhalten.

Fotos in schwarz und weiss zeigen Menschen beim Feiern, mal an einem Konzert mal in einer Waschküche, mal in einem Wohnzimmer. So lässt sich der Fotoblog des Berner Fotografen Nicola Schmid alias Fotostrobo zusammenfassen. Seit zehn Jahren lädt er sein Werk auf seiner Website hoch und wurde damit gewissermassen zum Chronisten einer Szene.

Geplant sei all das nicht gewesen, erzählt er in seinem Atelier. Doch die grosse Zeitspanne, die er mit seinen Fotografien abdeckt, mache es erst richtig interessant: «Jeder kann eine Kamera mit in den Ausgang nehmen und seine Freunde ablichten.» Dies aber so lange zu machen, dass daraus eine Chronik entsteht, gebe dem Ganzen eine weitere Dimension, das sei ihm je länger je mehr bewusst geworden.

Irgendwann merkte ich, dass mir das Verhandeln liegt.

«Was mich vor allem fasziniert, ist es, den Ablauf eines Abends zu zeigen», erklärt Nicola Schmid. Manchmal seien auch Fotos dabei, die einzeln nichts Besonderes sind, aber den Kontext des Abends besser erklären. «Die meisten Fotografen wählen aus 200 Bilder vielleicht zwei aus, das werde ich nie schaffen.»

Grosses Wissen und ein Talent fürs Verhandeln

Schmids zweites Standbein ist sein Onlineshop, über den er gebrauchte Kameras ankauft, instand setzt und weiterverkauft. «Angefangen hat es wie bei den meisten an Fotografie interessierten Leuten damit, dass ich mir immer mal wieder Equipment zulegte und später weiterverkaufte», erzählt er. Irgendwann wollte er mehr über seine Ausrüstung wissen und begann, die Kameras auseinanderzunehmen und wieder zusammenzubauen.

Zum so gewonnenen Wissen kam der Geschäftssinn: «Irgendwann merkte ich, dass mir das Verhandeln liegt, so kam es schrittweise dazu, dass ich mir mit den Kameras ein zweites Standbein aufgebaut habe.»

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Es kann sein, dass Nicola Schmid sich irgendwann mehr darauf fokussieren wird als auf die Fotografie. «Mir war schon immer klar, dass ich das, was ich jetzt mache, nicht für immer machen kann», meint er dazu. Gemeint ist das Fotografieren im Ausgang und auf Partys. «Irgendwann bin ich dann der vierzigjährige Creep mit der Kamera im Club», witzelt er.

Er habe jedoch begonnen, sich mehr mit der Community zu vernetzen und auszutauschen, sagt Schmid: «Früher kannte ich kaum Fotograf*innen und war eher eigenbrötlerisch unterwegs, das hat sich ein wenig geändert.» Dadurch habe er begonnen, mehr über seine eigene Arbeit zu reflektieren. Wie sein künstlerisches Schaffen aussehen wird, nachdem er aufgehört hat, die Partyszene zu begleiten, sei jedoch noch nicht klar. Bis dahin braucht es wohl noch etwas Zeit.

 

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