Seit März schreibt Jovana Nikic für Journal B ihre Kolumne Be(rn)trachtungen. Einmal im Monat bringt sie darin mit Witz und Klarheit Themen auf den Punkt, die sie bewegen. Die Slampoetin und Kabarettistin moderiert neben ihrem Studium in Luzern den Olympia Slam im La Cappella und den Altstadt Slam im ONO. Neu ist sie auch Teil von «Passepartout», einer Bühne für jene Personen, die durch und mit ihrem Migrationshintergrund zur Kunst gefunden haben – jeden letzten Montag im Monat in der Werkstatt Lorraine.
Wir treffen Jovana im Botanischen Garten, einem ihrer Lieblingsorte zum Schreiben und Lesen. Im Sommer ist sie oft hier, sie wohnt gleich um die Ecke in der Lorraine. Sie findet: «Der Botanische Garten in Bern ist sehr underrated.»
Jovana, wenn du eine Pflanze im Botanischen Garten wärst, welche wärst du und warum?
Eine Orchidee. Sie sind wunderschön und wenn man sich gut um sie kümmert, können sie unglaublich lange leben. Allerdings haben sie manchmal auch ihre «schlechten Tage». Dann verlieren sie ihre Blüten. Das passt zu mir. Aber auch ein Ginkgo würde gut passen, denn das ist der Lieblingsbaum meiner Mutter.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Bereits als junges Mädchen habe ich geschrieben. Über Tagebuch-Einträge konnte ich meine Gefühle ausdrücken. Das hat sich durch mein ganzes Leben gezogen. Mein Vater hat auch geschrieben, was mich inspiriert hat.
Wie beschreibst du deine Kolumne Be(rn)trachtungen?
Sehr wild und thematisch immer unterschiedlich. Ich versuche immer, einen Bezug zu Bern herzustellen, aber es geht auch um alles, was mich beschäftigt – von zwischenmenschlichen Themen bis hin zu politischen Fragen.
Hast du ein Ritual, bevor du mit dem Schreiben beginnst?
Am besten schreibe ich, wenn ich richtig unter Stress stehe. Das bedeutet meist: ein paar Tage vor der Deadline. Und ich mache mir immer einen Tee. Das ist das Einzige, was ich durchziehe. Zurzeit ist es immer ein Grüntee im Beutel.
Wie hat es sich ergeben, dass du nicht nur im «stillen Kämmerchen» schreibst, sondern mit deinen Texten auch auf der Bühne stehst?
Einerseits wegen meinem Geltungsdrang. Andererseits liebe ich die direkten und ehrlichen Reaktionen des Publikums. Es gibt nichts Vergleichbares, als in einem Moment die Wirkung von Inhalt, Poesie und Geschichte zu spüren. Ein Husten, ein Lächeln, eine Geste: Man erkennt sofort, was das Publikum von einem hält. Das ist unglaublich schön.
Welches ist dein ultimativer Tipp gegen Schreibblockaden?
Schreibflussübungen! Ich setze mich hin und schreibe zehn Minuten lang einfach drauflos, egal, ob mir etwas einfällt oder nicht. Irgendwann kommt man in den Flow – und dann macht es Klick.
Jovanas Kolumne Be(rn)trachtungen kannst du hier lesen.
Interview + Videoschnitt: Lucy Schön
Aufnahmen + Fotos: David Fürst