«Am Morgen habe ich meine Ruhe. Ich komme allein zum Restaurant, mache mir einen Kaffee, gehe in die Küche und höre Podcasts. Das geniesse ich. Zwei bis drei ruhige Stunden. Dann steigt der Lärm-Pegel.
Es ist ein intensiver Job und mein Kollege und ich sind oft müde. Auch heute habe ich wenig geschlafen, etwa fünf Stunden und gestern zwölf Stunden gearbeitet. Dann müssen wir uns künstlich mit Musik pushen.
Wir hören Verschiedenes – Reggaeton, Punk, Rap, 90er Rock, Swing und Funk. Musik spielte eine grosse Rolle, um die ganze Arbeitsstimmung zu beeinflussen. Wenn die Musik läuft, dann achtest du dich gar nicht mehr auf die anderen Geräusche – etwa Krach von Pfannen, Geräten, Teller oder Besteck.
Der 41-jährige Martin Krebs ist in Zollikofen aufgewachsen. Seit 10 Jahren arbeitet er in der Länggasse als Chef im «Zum blauen Engel». Das Gourmet-Restaurant am Seidenweg gibt es seit bald 26 Jahren und ist seit 2020 im Gastroführer «Gault Millau».
Dem Lärm bin ich einfach ausgesetzt. Das merke ich erst, wenn ich am Feierabend auf die ruhige Strasse vor dem blauen Engel trete. Ich kann dann gar nichts mehr hören. Im Zug nach Hause gibt es manchmal noch Ausgangslärm. Da bin ich dann richtig sensibel drauf.
Ich bin ein Workaholic. Wenn ich am Wochenende erschöpft bin, reagiere ich sehr gereizt auf Geräusche. Ich höre extrem viele Podcasts, weil ich dann einfach einer Stimme zuhören kann. Das ist für mich meine Ruhe-Oase. Bei der Arbeit überlagern sich viele Geräusche. Einer einzelnen Stimme dagegen kann ich mich einfach hingeben.
Zum Abschalten hilft mir auch der Wald. So gehe ich etwa Pilze sammeln. Zeit für mich, die Ruhe und Stille. Auch Töff-Fahren hilft mir. Zwar höre ich dann den Motor, aber das ist wie bei den Podcasts nur ein einzelner Ton. Ich bin dann allein mit mir und ganz fokussiert.»
Entdecke hier den Lärm von Martins Küche: (Quelle: Martin Krebs)
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