«Empowerment» bedeutet Ermächtigung, Befähigung, Autorisierung, Bewilligung – ein breites Spektrum an zusätzlicher Kraft und Stärke, die man jemandem verleiht. Jemand, das sind Mädchen und Frauen jeden Alters und in jeglicher Lebenslage (Nachwuchs, Wiedereinsteigerinnen, Profis). Gezielt sollen Barrieren und Bedenken abgebaut, Fertigkeiten und Selbstbewusstsein aufgebaut werden.
Zentral ist dabei das Stichwort «Vereinbarkeit»: Vereinbarkeit von Beruf und Musikmachen, von Musik und Familie, von Frausein und JazzRockPop. Um dies zu erreichen, müssen alle Stellen, die das System bilden, zusammenwirken: Ausbildungsstätten, Förderstellen, Medien, Veranstaltende. Das Ziel ist es, die immer noch vorwiegend männlich konnotierten Musikbereiche des Jazz, Rocks und Pops den Frauen zu öffnen – und sie durch Frauen verändern und erweitern zu lassen.
Viele wirken mit
Es ist das Ziel vieler. Die 29 Logos der Sponsorinnen und Sponsoren, Partnerinnen und Partnern sowie der eigentlichen Trägerinnen und Träger des Empowerment Days füllen eine ganze Seite des Prospekts. Sie zeigen sowohl die Breite des Interesses am Anlass, als auch die Mühe, diesen – auch finanziell – auf die Beine zu stellen.
Vier Organisationen stemmen mit vereinten Kräften den Anlass: HELVETIAROCKT, die Koordinationsstelle für Musikerinnen im Jazz, Pop & Rock; das Schweizer Musik Syndikat, der Verein Musikschaffende Schweiz sowie Popförderung und Musiknetzwerk der Region Basel. Die andern wirken mit zahlreichen Beiträgen im Hintergrund.
2016 fand der erste Anlass im PROGR erfolgreich statt. Die zweite Auflage 2017 startet mit zwei kleineren Formaten in Zürich (bereits am 1 April) und Luzern (15. Juni). Dereinst soll es eine ganze Empowerment-Woche geben.
Zwei Orte
Der Empowerment Day 2017, der ein Wochenende lang dauert, spielt an zwei Orten: Am Samstag im schönen Frauenraum der Reitschule, der dann auch Männern offen steht; am Sonntag im PROGR-Zentrum für Kulturproduktion. Viele Workshops widmen sich praktischen Fragen: Aufbau und Soundcheck, Schutz des Gehörs, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Sexismus im Netz, gendergerechte Förderung, aber auch der wichtigen Frage nach humanem Handeln im Musikbusiness. Dazu gibt es Konzerte von Nachwuchsbands und Auftritte bekannter Musikerinnen (etwa Ursina und Maddam am Samstagabend). In den Workshops gibt es noch Plätze, Anmeldung via Internet.
Die Einen entdecken am Empowerment Day die Szenen und das System, in dem sie Musik machen und Fuss fassen wollen. Die andern entdecken die Musik von Frauen in jenen «harten» Ausdrucksformen, die immer noch mehrheitlich von Männern geprägt sind: Jazz, Rock, Pop.
Andere Musik
Die männliche Prägung ist der Grund für die Fokussierung auf Jazz, Rock und Pop. Es geht darum, sich zu präsentieren, es geht um Sex, man muss «seinen Mann stellen». Es geht etwa beim Improvisieren und bei Jam Sessions darum, in kurzer Zeit möglichst viele Töne spielen zu können. Und es geht – mit dem Sound untrennbar verbunden – um elektronische Anlagen, um Audio-Technik, zu der Frauen nach dem Klischee ein distanzierteres Verhältnis haben als Männer.
Diese Prägung zu überwinden, zu durchbrechen, zu umschiffen, zu ergänzen (Stichwort: Frauen machen anders Musik) – das ist der Sinn des Empowerments, das bei der klassischen Musik weit weniger nötig ist, weil die Frauen darin viel selbstverständlicher ihren Platz haben, sei es in Orchestern, sei es als Solistinnen, seltener allerdings noch als Dirigentinnen.