Literarischi Filetschtück

von Katharina Kilchenmann 10. November 2016

Di nöischti Gschichtesammlig vom Guy Krneta heisst «Filetschtück». Drin z’ finde si Morgegschichte, won er für Radio SRF1 hett gschribe. Und «Spoken Word Täxte», wo ds gredte Wort uf Papier derhär chunnt. Es Interview mitem Outor.

Sit elf Jahr verzellsch Du Morgegschichte uf Radio SRF1. Das si Chürzescht-Gschichte, wo zum Lose gschribe si. Jitz gits se o zum sälber Läse. Funktioniert das?

Guy Krneta: Das weiss i nid. I mache’s haut. «Filetschtück» isch ja bereits der zwöit Sammuband mit Morgesgschichte  i der «edition spoken script». Trotzdäm git’s gwüssi Fragezeiche, we me gsprochni Täxte druckt use git: Sie ghöre eigentlech i ds Ohr, nid i ds Oug. Es isch, wi weni würd e Partitur abgäh, wo der Läser när entzifferet.

Wi schribt me de für ds Lose?

Bim orale Schribe chunnt ei Äbeni meh derzu. I dänke, schribe, lises lut und lose der Klang vo de Wort, u der Rhythmus vom Satz. Mängisch ringen i um einzelni Wort und sueche ds richtige Verhältnis vo Notation und Klang.

O d Beschäftigung mit em Schriftbild beiiflusst ds Schribe: Di einzelne Buechschtabe im Verhäutnis zunenang, wo zu beschtimmte Lute füere.

Wohär nimmsch d’ Idee für dini Gschichte?

Es git verschideni Quelle. Di einti isch natürlech en outobiografische Alass, wo aber meischtens nume der Uslöser isch. Wi d Gschicht vom Herr Luschtebärger zum Bischpil, wo vomne Kongräss chunnt u vergässe het, sis Namesschiudli abznä. So dass ne itz aui im Tram u schliesslech sogar chorisch mit Name aaschpräche. E reali Usgangssituation, wo geng meh wäg geit vom Alass ine absurdi Richtig. En anderi Quelle isch d Usenandersetzig mit Literatur. Ir Beschäftigung mit Täxte vom Rudolf vo Tavel, em Kurt Marti oder em Robert Walser chunnt me uf Forme und Gedanke, wo me so nie hätt gha. D Gschicht «Närvös» zum Bischpil isch e Überschribig vomene Walser-Täxt usem Jahr 1916. E Fuge, i ha eifach aafa übersetze, mi eigeti Schprach gsuecht u plötzlech si d Wort i Fluss cho.

Das tönt nach ere interessante Usenandersetzig mit der Wält, mit andere u mit sich.

Ja, das isches. U ganz bsunders we ds Schribe e Eigedynamik nimmt. Weni bim Schribe mini eigeti These widerlege. Mängisch gö mir säuber d Argumänt us u d Gschicht nimmt en unerwarteti Wändig. I muess mi säuber widerlege u in en anderi Richtig wyterschribe. Die Art vo Freiheit muess müglech si: Dass me mit ere Gschicht, wo harmlos afaat, plötzlech ufen Abgrund zuestüüret u nid weiss, öb me no heil dervo chunnt.

Weli Rolle spilt d Erinnerig?

E grossi. D Erinnerig isch mis Handwärkszüüg. Für mi hett Schribe und Gschtalte immer mit Erinnerig z’tüe. Natürlech bruuchts beides: zmitts drinne stah im itzige Läbe und sech a das erinnere, was isch gsi. Wi der Herbert Achternbusch seit: Fürne kreative Prozäss chas guet si, we me involviert isch i d Aktualität. Aber genau so stimmt o ds Gägeteil.

U Du, bisch Du lieber dä wo drüber steit oder zmitts drin?

I bi lieber e Teil vo däm, wo passiert. Anderi Outore wei über wichtegi Theme en Essay schribe. I stah gärn drin im Gscheh. Nid drüber. I bi lieber Aktivischt.