Lehrstück in Sachen Partizipation

von Sabine Schärrer 12. November 2013

Letzten Samstag ist im Stadtteil IV ein neuer Spielplatz eröffnet worden – zur Freude der Kinder und der Quartierorganisation. Diese sieht im Vorgehen der Stadt ein geglücktes Beispiel für Partizipation.

Der Elfenauspielplatz ist seit Jahren ein beliebter Treffpunkt für Familien aus der ganzen Stadt, für Kitas und Schulklassen. Doch die Anlage wirkte zuletzt ungepflegt und bot kaum Anregungen für grössere Kinder.

Der Antrag der Quartierorganisation QUAV4 für eine grundlegende Erneuerung fiel auf fruchtbaren Boden, hatte sich die Stadt doch im Rahmen des Spielplatzkonzepts die flächendeckende Erneuerung aller wichtigen Spielanlagen vorgenommen. Die Sanierung des Spielplatzes Elfenau bot sich im Zug der generellen Erneuerungswelle der städtischen Spielplätze als eines von zwei Pilotprojekten an.

Erster Schritt: Wir basteln einen Spielplatz

Der Pilot-Auftrag beinhaltete ein ausführliches und gut dokumentiertes partizipatives Vorgehen. Dieses ist erfreulicherweise von allen Beteiligten vorbildlich umgesetzt worden. Eine kleine, aber gut im Quartier vernetzte Begleitgruppe informierte und mobilisierte jeweils die zukünftigen grossen und kleinen Spielplatznutzer und interessierten Quartierorganisationen.

Unter kundiger Leitung der Fachstelle Spielraum machten sich am 16. Februar 2013 die rund 15 versammelten Familien mit ihren Sprösslingen an diesem frostigen Samstagvormittag mit Feuereifer ans Werk und formulierten ihren Wunsch nach mehr gestaltbaren, naturnahen und kreativer nutzbaren Spielbereichen, die auch für grössere Kinder attraktiv sind. Die Ideen aus dem Workshop dienten als Basis für die fünf zum Wettbewerb eingeladenen Spielplatzplaner.

Die Quartierjury tagt

Am 10. April tagte die Quartierjury: Rund 40 Kinder und Erwachsene lassen sich Darstellungen erklären und erörterten gemeinsam die Vor- und Nachteile verschiedener Lösungen. Welches der vier vorgelegten Projekte genügt den hohen Anforderungen der Quartierjury? Sie wählt schliesslich ihren Favoriten.

Diese Vorbeurteilung war ein wesentlicher Input für die Auftragserteilung der Stadtgärtnerei an das ausführende Planerteam und der Beweis dafür, dass zwischen Planern und Laien durchaus auf Augenhöhe verhandelt werden kann.

Im Hintergrund warteten schon die Baumaschinen, als die Knirpse aus der Waldkita, eine der regelmässigen Nutzerinnen des Geländes, zum Spatenstich antraten.

Mit einer Pflanzaktion am 1. November wurde nun die Umbauphase abgeschlossen. Rund 20 Familien finden sich zum Bepflanzen des fast schon fertig gestalteten Spielplatzes ein. Die Kinder erleben hautnah, wie sich ihr Spielplatz konkretisiert. Sie sind nicht mehr einfach Konsumenten eines fertigen Produkts, sondern gestalten aktiv mit.

Volles Haus bei der Eröffnung

Bei strahlendem Herbstwetter eröffnete schliesslich Gemeinderätin Ursula Wyss am 9. November den neuen Spielplatz. Sie dankte allen Beteiligten, insbesondere den Kindern und Eltern des Quartiers, für die aktive Mitarbeit. Es sei ein wunderbares Beispiel dafür, was herauskommt, wenn alle am gleichen Strick ziehen. Sie betont, dass sukzessive alle gösseren Spielplätze der Stadt erneuert werden. Und dann ging die Post ab: Mehr als 200 Kinder, Eltern und Grosseltern aus Stadt und Quartier nahmen den «Spili» in Beschlag.

Der Stadtteil IV weist mit dem Westen den höchsten Kinderanteil aus: Die Kinder zwischen 0 und 16 Jahren machen 14 Prozent der Bevölkerung aus, in der ganzen Stadt sind es 12% (Quelle: Stadtmonitoring 2009). Der Stadtteil hat nur wenige öffentliche Spielangebote und es gibt keine feste Kinderarbeit. Auch privater Grünraum kann kein Ersatz sein für die informellen Kontakt- und Erlebnismöglichkeiten, die sich auf einem Spielplatz ergeben.