Lautes Zentrum, ruhige Peripherie?

von Noah Pilloud 15. Februar 2024

Winterserie: Lärm Bern gilt nicht als besonders laute Stadt. Und doch sind unterschiedliche Teile der Stadt unterschiedlich stark von Lärm belastet. Eine Audioreise quer durch Bern von Lärmhotspots zu Ruheinseln.

Wo ist es in Bern am lautesten? Für diese Frage gibt es wohl fast so viele Antworten wie Bern Einwohner*innen hat. Für die einen ist es die Wohnung einen Stock höher, für die anderen die Baustelle gegenüber des Büros. Was wir als Lärm empfinden und was als blosses Hintergrundrauschen unterliegt der subjektiven Wahrnehmung. Entsprechend schwierig ist es, eine objektive Antwort auf die Frage zu finden.

Einen Anhaltspunkt gibt die Lärmkarte des Bundesamts für Umwelt (BAFU). Zwar bildet diese Karte nur den Verkehrslärm ab, doch das gibt schon einen guten Eindruck davon, wo in der Stadt Bern die Lärmhotspots sind und wo die Ruheinseln.

Autobahnkreuz Neufeld

Laut Lärmkarte einer der lautesten Orte Berns. (Foto: Noah Pilloud)

Die lautesten Orte befinden sich in Bern der BAFU-Lärmkarte zufolge an den Autobahnen. So etwa beim Autobahnkreuz im Neufeld. An einem gewöhnlichen Mittwochnachmittag ist hier nicht viel los. Rein optisch könnte man gar meinen, dass kaum Verkehr auf der Autobahn ist. Einzelne PKWs befahren Auf- und Abfahrt der Autobahn, manchmal ein Laswagen und auch auf dem Viadukt weiter hinten lassen sich gefühlt nur ein bis zwei mal pro Minute Fahrzeuge erspähen.

Akustisch vermag das aber schon einiges auszumachen. Wer sich hier normal unterhalten will, muss schon ordentlich die Stimme erheben. Das ganze vermischt sich zwar zu einem Hintergrundrauschen, das sich je nach dem wohl gut ausblenden lässt, auf Dauer ist das aber schon ganz schön eine Belastung für die Ohren.

Bollwerk

Hier mischen sich die Laute der einfahrenden Züge unter den Strassenverkehrslärm. (Foto: Noah Pilloud)

Wenig verwunderlich weist die Lärmkarte auch an den Hauptverkehrsachsen innerhalb der Stadt ein ordentliches Lärmaufkommen aus. Rund um den Bahnhof ist es allgemein laut, besonders laut soll es am Bollwerk sein.

Auch hier scheint an diesem Mittwochnachmittag aber nicht sonderlich viel los zu sein. Und doch rollt ständig Verkehr unter der Fussgängerbrücke durch. Die Elektrobusse von Bernmobil verursachen dabei zwar wenig Lärm, dafür sorgen die einfahrenden Züge für eine ordentliche Lautstärke. Insgesamt ist es hier aber doch um einiges ruhiger als noch im Neufeld. Zur Rush Hour dürfte der Pegel aber noch um einige Dezibel steigen.

Parkhaus Grosse Schanze

Gleich neben diesem Lärmhotspot befindet sich auf der Karte ein weisser Fleck: Das Parkhaus unter der Grossen Schanze stellt eine Ruheinsel dar. Allgemein fällt beim Betrachten der Karte auf, dass Parkhäuser als leise Orte gekennzeichnet sind. Das verwundert auch nicht, hier stehen die Autos ja mehrheitlich still.

Zum Zeitpunkt des Besuches herrscht im Parkhaus aber mehr Betrieb, als sich vermuten lässt. Regelmässig fahren Autos ein und aus und die Schritte der Passant*innen hallen durch die Garage. Wirklich still wird es hier selten. Doch wenn es still wird, wirkt die Ruhe beinahe schon gespenstisch.

Kramgasse

Baustellenlärm und Wasserplätschern: die Kramgasse in der Altstadt. (Foto: Noah Pilloud)

Die Hauptgassen der Altstadt hingegen wirken fast immer belebt. Dadurch ist natürlich auch der Schallpegel konstant erhöht. Dem ist auch an einem eher ruhigen Mittwochnachmittag so.

Neben dem Verkehrslärm sind hier aber auch andere Geräusche prominent, die auf der Lärmkarte nicht angezeigt werden. Etwa der Baustellenlärm, das geschäftige Treiben rund um die Einkaufsläden sowie das Plätschern von Brunnen und Stadtbach. Was hier als Lärm empfunden wird und was als angenehme Geräuschkulisse, unterliegt wohl der subjektiven Wahrnehmung.

Elfenauquartier

Eine ruhige Oase am Rande der Stadt. (Foto: Noah Pilloud)

Dem Neufeld diametral gegenüber, am anderen Ende von Bern liegt das Elfenauquartier. Es ist der Lärmkarte nach eines der ruhigsten Quartiere Berns. Hier liegt keine Autobahn in der Nähe und in Richtung Aare und Muri erstreckt sich eine Wiesenlandschaft.

Still ist es hier deswegen aber nicht. Spielende Kinder, ins Gespräch vertiefte Fussgänger*innen und bellende Hunde machen hier die Geräuschkulisse aus. Die wenigsten dürften dies aber als Lärm empfinden. Jedenfalls lässt es sich hier, auf einer Parkbank sitzend, gut zur Ruhe kommen.