Ta douceur vaillante,
dein scharfer Sinn,
ton amour du bien et du beau,
deine Hände, dein Lachen,
vont nous manquer.
So schreiben es Familie, Freundinnen und Freunde in der Todesanzeige. Kurz vor ihrem 59. Geburtstag ist Myriam Prongué letzte Woche gestorben.
Drei Stationen prägten nach dem Studium Myriam Prongués Berufsleben. Sie baute in Krakau eine Aussenstelle der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia auf und belebte an diesem kulturellen Brennpunkt Mitteleuropas den Austausch zwischen Künstlerinnen und Künstlern aus Polen und der Schweiz. Sie wirkte in Bern lange im Leitungsteam des Schlachthaus Theaters und leitete zudem in Freiburg das strategische Gremium des spartenverbindenden Belluard-Festivals. Und sie widmete sich darauf bis zuletzt in der Stiftung Pro Helvetia der Förderung des zeitgenössischen Theaters.
Unerschrockene und behutsame Pionierin in Polen, sanft-bestimmte Optimistin in Bern, zweisprachige Vermittlerin auch ungewohnter Formen der Bühnenkunst, anteilnehmende und Vertrauen spendende Theater-Fördererin – Myriam Prongué stand selber allerdings selten auf der Bühne. Das war für einen Moment aber anders, als das Schlachthaus Theater 2013 den Kulturpreis der Burgergemeinde Bern erhielt. In der Halle des Rathauses vertrat Myriam Prongué mit Maike Lex das Theaterteam. Diese Freude über die Anerkennung! Dieses Lachen weit über das sonstige Lächeln hinaus. Dieser selbstironische Versuch der beiden, Berndeutsch zu reden aus Respekt und Freude an der Vergeblichkeit. Und was für ein künstlerischer Hinweis auf die Andersartigkeit des Schlachthauses, als anschliessend die atypische Tänzerin Eugénie Rebetez ihr Soloprogramm bot.
Ihren Sinn für das Gute und Schöne trug Myriam Prongé nicht vor sich her; das war ihr selbstverständlich, darüber musste sie nicht reden. Immer war sie ganz da, wach, aufmerksam. Zuweilen musste sie auf Deutsch ein Wort suchen, um noch präziser, noch differenzierter auszudrücken, was sie meinte, was sie empfand. Sie hat damit auch uns immer aufgefordert, es ihr gleich zu tun: zugeneigt, geduldig, findig und präzis zu sein.
Am Freitag, 24. Mai, ab 17 Uhr bis in die Nacht sind alle Freundinnen und Freunde Myriams zu einem Abschiedsfest ins Schlachthaus Theater Bern eingeladen.