Gegen Sparen an der Kunst

von Redaktion Journal B 12. August 2021

Der Gemeinderat will auch an der Kunstförderung sparen, um die Finanzen ins Lot zu bringen; die Stadtgalerie soll 2023 aufgehoben werden. Die Kulturszene wehrt sich friedlich und mit guten Gründen dagegen am 14. August an einem StadtKunstFest für alle.

Im März hat der Gemeinderat das „Finanzierungs- und Investitionsprogramm (FIT)“ dem Stadtrat zugeleitet. Dieser wird das Programm im Herbst beraten.

FIT sieht im Finanzhaushalt der Stadt Bern wiederkehrende Einsparungen von 32,1 Millionen Franken ab dem Jahr 2022 vor, 43,9 Millionen ab 2023 und 49,5 Millionen ab 2024.

Kunstförderung soll bluten

Gemäss FIT soll die Kulturförderung der Stadt reduziert werden um 464‘000 Franken ab 2022, um 541‘000 Franken ab 2023 und um 1‘341‘000 Franken ab 2024. Betroffen wären namentlich der Kulturaustausch mit New York, der neu eingeführten Kredits für Promotion und Distribution sowie Kunst im öffentlichen Raum. Ab 2024 kämen bescheidene Kürzungen bei den mehrjährigen Leistungsvereinbarungen mit mittleren und grossen Institutionen wie „Bühnen Bern“ hinzu. Die Stadtgalerie soll 2022 deutlich geschwächt und 2023 geschlossen werden.

Gegen die Einsparungen wehren sich Organisationen aus dem Kulturbereich gemeinsam. Zu Gunsten der Stadtgalerie ist ein Freundeskreis gegründet worden, der diese schützen und unterstützen will. An einem StadtKunstFest wird sich am Samstag die städtische Kulturszene zusammenfinden, um zu protestieren, zu argumentieren und die Mitglieder des Stadtrats zu überzeugen, auf das Sparen bei der Kulturförderung zu verzichten.

Journal B unterstützen

Unabhängiger Journalismus kostet. Deshalb brauchen wir dich. Werde jetzt Mitglied oder spende.

Das Fest

Das StadtKunstFest findet im Innenhof des PROGR, auf dem unteren Waisenhausplatz und in der Hodlerstrasse statt. Von 11 bis 18 Uhr gibt es auf dem Festareal Marktstände, Workshops, Aktionen, ein Kinderprogramm, Ausstellungen. Mario Batkovic gibt ein kurzes Konzert. Auf der Bühne im PROGR-Hof wechseln sich politische Diskussionen ab mit musikalischen und tänzerischen Auftritten. Um 11:30 Uhr führt Beat Glur mit Stadträtinnen und Stadträten ein Podiumsgespräch zur Frage „Was ist uns die Kulturstadt Bern wert?“. Um 14 Uhr diskutieren Fachpersonen „Wohin mit der Kunst?“ und reden über alternative Kunsträume und Initiativen. Und um 16:30 Uhr streitet Bernhard Giger, Präsident der Kulturveranstalterinnen und -veranstalter (bekult) mit Stadtpräsident Alec von Graffenried.

Vernissage der Stadtgalerie: Gezeigt werden Ausstellungsplakative fiktiver Ausstellungen, die in der Zukunft stattfinden, stattfinden könnten, oder nie stattfinden werden (Foto: Ronny Hardliz).

Neue Zugänge zur Stadtgalerie

Um die Stadtgalerie gegen aussen sichtbar zu machen, hat Ronny Hardliz mit zwei Gerüsten vom Waisenhausplatz und von der Hodlerstrasse her temporäre Zugänge geschaffen. Sie ermöglichen neue Einblicke und Einstiege und dienen als Orte für kleine künstlerische Auftritte. In der Stadtgalerie sind Plakate zu sehen, mit denen sich Künstlerinnen und Künstler für die Weiterführung dieses unentbehrlichen Förder- und Vernetzungsortes einsetzen.

Eine stabile Runde für die Kunst (Foto: Beate Engel).

„Stabile Runde“

Der „offizielle“ Teil endet um 20 Uhr mit der Wiederaufnahme der Aktion „Stabile Runde“ von Valerian Maly und Klara Schilliger, die 2004 bei der Eröffnung des PROGR als Zentrum für Kulturproduktion deutlich machte, dass die behutsam aufeinander abgestimmte Schwäche Vieler in eine gemeinsame Stärke und Stabilität aller umgewandelt werden kann.

Samstag, 14. August, 11-18 Uhr, www.stadtkunstfest.ch