Kunst-Stafette #39: Magdalena Zajac

von Magdalena Schindler 1. Juli 2015

In Magdalena Zajacs Gemälden überlagern sich plakative Tierkadaver und ländliche Idyllen zu irritierenden Vexierbildern. Die Gleichzeitigkeit von Leben und Tod, von Schönheit und Verfall ist Spiegel unserer Ambivalenz im Umgang mit der Natur.

Was hat dich zu dieser Arbeit veranlasst?

Magdalena Zajac:

Schlachtkörper faszinierten mich schon immer. Sie sind seit langem ein Künstlerthema, eine Art «Vanitas»-Symbol: Bilder wie «Der geschlachtete Ochse» von Rembrandt (1655) oder die Schlachtkörper von Francis Bacon (1980) bezeugen dies. Dazu kamen Lebensmittelskandale – wie die ESB-Seuche -, die den fragwürdigen Umgang unserer Gesellschaft mit der Natur und den Lebewesen aufzeigen. Schliesslich geht es in diesem Diptychon um die Überlagerung der verschiedenen Perspektiven auf die Natur, indem das ländliche Postkarten-Idyll untergraben wird.

Welchen Raum brauchst du für deine Kunst?

Vor allem brauche ich dazu Freiraum, das heisst geistige Verfügbarkeit, doch natürlich auch freien Raum in Quadratmetern, also ein Atelier. Und schliesslich sind freie Ausstellungsräume nötig. Hier kommt auch der öffentliche Raum ins Spiel: Privatgalerien sind gut, doch öffentliche Ausstellungsorte sind unerlässlich, um Kunst einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und so weiter zu demokratisieren.

Sind gesellschaftliche Fragen Thema deiner Kunst?

Ja, wie könnte es anders sein? Wie alle Menschen bin ich ein soziales Wesen und meine Kunst ist schon dadurch in der Gesellschaft verwurzelt. Manchmal ist es offensichtlich, weil ich offen politische Themen aufgreife und manchmal geht es um eine indirektere Auseinandersetzung mit der Bilderkultur. 

Suchst du die Öffentlichkeit?

Selbstverständlich. Marcel Duchamp sagte zu Recht, dass es die Betrachter sind, welche die Bilder machen. Die Praxis, die Herstellung der Kunstwerke, ist zwar als solche ein sehr genussvolles Spiel, doch erst wenn dieser spielerische Genuss auch geteilt wird, entfalten die Werke ihre Wirkung. Es geht jedoch nicht um Rampenlicht, sondern um ein Teilen, um eine Anregung zum Mitdenken sowie zum Mitspielen.

Wo siehst du Potenzial zur Nutzung des öffentlichen Raums?

Leerstehende Räume sollen frei zur Verfügung gestellt und (manchmal mit Stacheldraht) gesperrte Flächen im Sinne der «Allmend» geöffnet werden, auch für kulturelle Zwecke.

Welches ist dein persönlicher Hotspot in Bern?

Das Marzilibad: Diesen freien Raum dürfen wir alle teilen und spielerisch geniessen.