Was hat dich zu dieser Arbeit veranlasst?
Martina Lauinger:
Bereits 2010 habe ich anlässlich der Ausstellung Kunst am Wasser zum Thema «Invasive Arten» gearbeitet und dieses nun 2014 für die Ausstellung VerWegen in der Universitären Psychiatrischen Klinik Basel wieder aufgegriffen. «Verwegene» Objekte erobern sich ihren Platz im Park, umschlingen Bäume, besetzen Grünflächen, durchdringen mit ihrem kräftigen Rot das Grün des Klinikparks.
Kunststoff dient mir für installativ angelegte Werke, Arbeiten, die ortspezifisch und vorübergehend in der Öffentlichkeit auftauchen. Kunststoff als künstlerisches Material fasziniert mich – es ist leicht und einfach zu verformen. Allerdings ist es nicht langlebig, die Farbe verbleicht, die Arbeiten können auch relativ einfach zerstört werden.
Mehrheitlich arbeite ich aber mit Stahl, vor allem mit Stahlrohren. In den letzten Jahren entstanden auch grössere Eisenplastiken, die für den Aussenraum geplant wurden und für die ich manchmal auch einen längerfristigen oder definitiven Platz finde (siehe Foto 3) oder mich auch mit vorübergehenden Standorten zufrieden geben muss.
Welchen Raum brauchst Du für deine Kunst?
Sehr wichtig für mich ist «mein» Raum – mein Atelier zum Auseinandersetzen, Entwickeln neuer Ideen, aber auch zum handfestem Erarbeiten und Schweissen meiner Plastiken. Weiter brauche ich Raum in der Öffentlichkeit (KunstRaum, AussenRaum, StadtRaum), um meine Arbeit zu zeigen. Im Hinblick auf Kunst im öffentlichen Raum bewege ich mich auf unterschiedlichen Gleisen: auf der einen Seite nehme ich mit installativen Arbeiten, angepasst an die räumliche Situation, vorübergehende, kurzfristige Eingriffe in den öffentlichen Raum vor. Auf der anderen Seite schweisse ich Eisenplastiken – langlebige, mit viel Kosten, Energie und Einsatz gefertigte Objekte, verbunden mit dem Wunsch nach einem endgültigem Standort: Ein unmöglicher Traum in der aktuellen Diskussion rund um Kunst im öffentlichen Raum?
Sind gesellschaftliche Fragen Thema deiner Kunst?
Als soziales Wesen setze ich mich mit meiner Umgebung, meiner Umwelt auseinander. Diese Auseinandersetzung fliesst in meine künstlerische Arbeit ein. Meine bislang grösste Werkgruppe entstand rund um gentechnische Fragen, vor allem die Formen der Chromosomen hatten es mir angetan, es entstanden auch Arbeiten zur Thematik des Klonierens und der Patentierung genetischen Materials.
Suchst du die Öffentlichkeit?
Ja, ich möchte meine Arbeiten zeigen und suche deshalb immer wieder nach Möglichkeiten – und das nicht nur in Bern und Umgebung, sondern gerne auch in einem größeren Radius. Ich finde es spannend, meine Arbeiten in anderen Regionen und Ländern zu zeigen, mich mit Reaktionen darauf auseinanderzusetzen. Durch meine Mitgliedschaft bei der europäischen Plattform für zeitgenössische Skulptur «Sculpture Network» www.sculpture-network.org ergeben sich mehr und mehr Möglichkeiten.
Welches ist dein persönlicher Hotspot in Bern?
In der Region Bern wohnend und arbeitend umfahre oder durchquere ich Bern oft. Dabei sehe ich allerdings mehr von der Autobahn – faszinierend bei Nacht der rot leuchtende Kamin der neuen Kehrichtverbrennungsanlage im Forsthaus! – als von der Stadt selber. In der Innenstadt bin ich eher gezielt und gerne beispielsweise für den Besuch diverser Ausstellungen unterwegs.