Kunst-Stafette #11: Martin Möll

von Magdalena Schindler 25. März 2014

Mit offenen Augen durchstreift der Berner Fotograf Martin Möll den öffentlichen Raum und legt die versteckte Poesie des Alltäglichen und Beiläufigen frei.

Was hat dich zu dieser Arbeit veranlasst?

Martin Möll:

Das stete Achtsamsein und die Lust am leisen Eingriff.

Welchen Raum brauchst du für deine Kunst?

Den Aussenraum, den Alltagsraum, den Zwischenraum, den Unumraum.

Was verstehst du unter Unumraum?

Mit dem Unumraum meine ich den Raum, der aussen vor liegt, der nur der Saum der anderen, bekannteren Räume ist. Der Raum, der gemeinhin eben als Unraum oder Unort bezeichnet wird und oft übersehen oder nicht beachtet wird.

Sind gesellschaftliche Fragen Thema deiner Kunst?

Ein zentrales Thema in meiner Kunst sind die Spuren der Gesellschaft, die ich manchmal als Fragen verstehe, auf die ich zumeist mit Interventionen und Fotografien zu antworten versuche.

Suchst du die Öffentlichkeit?

Ich suche sie nicht, sie ist ständig da.

Wo siehst Du Potential zur Nutzung des öffentlichen Raums?

Bei den immer seltener werdenden sogenannten Unorten. Wobei ich damit nicht meine, dass diese im herkömmlichen Sinn völlig «genutzt» werden sollten – damit würden Unorte auch Teil ihres Charmes einbüssen. Das Potential sehe ich eher darin, dass man solche öffentlichen Räume teilweise auch als Unorte belässt. Auch mitten in der Stadt, trotz dem sicher sinnvollen Ziel des Verdichtens. Solche Unorte wirken auf mich vielfach inspirierender als das Gepflegte, das Unterhaltene, das Genormte, das Funktionale.

Welches ist dein persönlicher Hotspot in Bern?

Die Grube Rehag. Sie befindet sich gleich hinter dem Rehhaghölzli (Wald), das bei der Endstation des Tram 7 in Bümpliz beginnt. In der Grube Rehag wurde über 100 Jahre lang Ton von der Ziegelei Rehag abgebaut. Ende 2002 wurde die Ziegelei stillgelegt und der Abbau eingestellt. Wie die Stadt Bern in ihrem diesen Februar erschienenen Erläuterungsbericht schreibt, «erscheint die Grube heute als Wunde in der Landschaft». Die Grube hat einen hohen ökologischen Wert, muss nun aber fachgerecht gepflegt werden, um diesen erhalten zu können. Es wurde ein Zonenplan ausgearbeitet, der unter anderem auch ein Naturschutzgebiet vorsieht.  Dieser Zonenplan soll im März 2015 zur Abstimmung kommen. Die Grube ist für mich ein typischer «Unumraum», irgendwie namen- und ortlos. Je nach Jahreszeit erinnert sie an eine Wüste, eine Mondlandschaft, an die Prärie, an das Paradies, an eine verbotene Zone. Gerade weil es dort momentan noch unkontrolliert wuchert, gehe ich gern dorthin.