Kunst-Stafette #03: Kaspar Bucher

von Magdalena Schindler 19. November 2013

Ob es immer noch verboten oder doch vielmehr geboten ist, mit Fremden zu sprechen, stellt Kaspar Bucher mit seiner Installation an einem von Kunststipendiaten bewohnten Gebäude in Prag spielerisch zur Diskussion.

 

Was hat dich zu dieser Arbeit veranlasst?

Kaspar Bucher:

Die Arbeit entstand im Rahmen eines Artist in Residence-Programms der Stadt Bern, einem Austausch zwischen Bern und Prag. Die Residency – das Gebäude, an dem ich meine Installation anbrachte – befand sich nicht in Prag selber, sondern einem Vorort der Stadt, zehn Kilometer vom Zentrum entfernt. Mit diesem Umstand, unter anderem, befasste ich mich in dieser Arbeit. Im Rahmen eines kleinen Kulturfestivals auf dem Gelände des Parks der Unterkunft erhielten wir in den ersten Wochen meines Aufenthalts eine Plattform. Ich nutzte dabei den Umstand, dass an diesem Event eine Menge Leute aus der Stadt, mit einem Hang zur Kultur, sich überhaupt Menschen an diesen ziemlich verlassenen Ort verirrten. Es war eine Möglichkeit mit Leuten in Kontakt zu kommen. Damit war mein Relief eine Aufforderung an die Besucher und mich selbst und schlicht ein Statement. Es ging um einen Versuch, Barrieren zu überwinden und herauszufinden, wo Grenzen gezogen werden sollen.

Welchen Raum brauchst Du für deine Kunst?

Entweder brauche ich ausgiebig Zeit und damit Raum, um Ideen entstehen zu lassen, oder das genaue Gegenteil, nämlich Druck, Enge, aus der Ideen ausbrechen, sich ihren Raum erobern. Das heisst, den Raum systematisch über den Kopf bespielen oder eben intuitiv, was oft nicht minder gut funktioniert. Orts- bzw. plattformbezogen zu arbeiten liegt mir. Kunstorte, die der Zwischennutzung dienen, Industriebrachen, Ladenlokale oder Wohnungen sind grossartig!

Sind gesellschaftliche Fragen Thema deiner Kunst?

Die Gesellschaft, das Leben mit und in ihr funkt immer dazwischen. Die Frage der Relevanz ist dann wieder eine andere. 

Suchst du die Öffentlichkeit?

Einige Arbeiten funktionieren nur oder zumindest besser im Austausch mit einer breiten Öffentlichkeit. Von daher: ja, es gibt ein Abwägen von Aktion und resultierender Reaktion. Ohne Publikum gibt es keine Kunst. Ich mag die Interaktion sowohl mit Orten als auch mit Menschen und Materialien. Von daher suche ich möglichst den Dialog, nicht den Monolog. Ebenso interessiert mich das weiterführende Potential einer Arbeit. Mehr Öffentlichkeit bedeutet oftmals auch mehr Reaktion und damit die Möglichkeit, als Künstler reagieren zu können.

Wo siehst Du Potential zur Nutzung des öffentlichen Raums?

In diversen Schnitträumen, parallel dazu natürlich in neuen Freiräumen, welche vielseitig genutzt und bespielt werden können. Orte, wo ein Austausch stattfindet und durch die vielen Reize stetig neue Inspiration entsteht. Auch das Befassen mit dem Alltäglichen, dem Unscheinbaren, welches uns tagtäglich umgibt, beinhaltet viel ungenutztes Potential – sei dies auf Orte, Objekte oder spezielle Situationen bezogen.

Welches ist dein persönlicher Hotspot in Bern?

Das Lorrainebad im Sommer. Ein grossartiger Ort, um zu diskutieren, Freunde zu treffen, neue Leute kennenzulernen, Projekte anzureissen, zum Lesen und Schreiben und vor allem um den Kopf auf Durchzug zu schalten.