Die Kulturbar Werkhof102 präsentiert sich innen von der schönsten Seite. Tische, Stühle und Sofas stehen da einladend angeordnet in dem hellen Raum, den man nicht unbedingt hier vermuten würde, so unspektakulär wirkt die Fassade des hohen Klinkerbaus, in dessen Erdgeschoss der Werkhof102 sein Quartier hat. Das Lokal öffnete am 2. April des letzten Jahres seine Türen und ist schon rege belebt.
Im Quartier etwas bewegen
Gegründet haben den Werkhof102 die beiden 20-jährigen Freundinnen Valentina Merz und Kim Bigler. Direkt nach ihrem Maturaabschluss haben die beiden das geschaffen, was dem Quartier lange fehlte: ein lebendiger Treffpunkt. «Einerseits sind wir eine Kaffeebar, bieten vegetarische Mittagsmenüs an oder organisieren Apéros. Andererseits sind wir ein Eventlokal mit Konzerten, Tanzveranstaltungen und verschiedensten Bewegungskursen, etwa Yoga Pilates, Breakdance…» erklärt Kim Bigler das Konzept. Wer eine Idee für einen Kurs hat, kann diese im Werkhof102 verwirklichen, auch wenn dahinter kein professioneller Anspruch steckt, sondern der Versuch, etwas aufzubauen, im Quartier etwas zu bewegen. Für Valentina Merz ist diese gemischte Nutzung das, was ihre Kulturbar ausmacht: «Wer hier einen Kaffee trinken kommt, kann zum Beispiel noch einer Gruppe beim Breakdancen zuschauen. Bei uns findet alles in einem sehr lockeren, familiären Rahmen statt. Wir wollen allen Leuten die Chance geben, von Grund auf etwas aufzubauen.»
Mit grossem Lernwillen
Die Idee für die Kulturbar entstand aus der Maturaarbeit von Valentina. Sie schrieb ein Nutzungskonzept für den zu dieser Zeit leerstehenden Raum in der Überbauung an der Schwarztorstrasse 102, die ihrem Vater gehört. Es nahte der Punkt, an dem sich die beiden Freundinnen damit befassten, was die Zeit nach dem Gymnasium bringen sollte. Von da an ging es rasend schnell. Die Zusage des Vaters, den Raum mieten zu dürfen, Überarbeiten des Konzepts, Möbel sammeln, Finanzpläne erstellen. «In den meisten Bereichen hatten wir keine Ahnung», gesteht Valentina, «unsere Herangehensweise war zum Teil wohl sehr naiv – das hatte aber auch seine Vorteile.» Die beiden lernten viel dazu und dürfen erfreut auf den Anfang zurückblicken. «Wir sind mit der Entwicklung ziemlich zufrieden», bilanziert Kim, «alles läuft und für uns fägts. Wir sind mittlerweile erfahrener und konnten eine gewisse Routine entwickeln.» Das Engagement von Valentina und Kim wurde kürzlich mit dem Jugendpreis der Burgergemeinde Bern belohnt. Der mit 12’000 Franken dotierte Preis sei eine Anerkennung für den Aufwand, der hinter dem Betreiben einer solchen Plattform für soziale und kulturelle Projekte stehe.
Grosser Aufwand und viel Liebe
«Ursprünglich war geplant, dass wir uns Montags und Dienstags jeweils etwas erholen können, da der Werkhof102 an diesen beiden Tagen geschlossen ist», erklärt Valentina, «aber das ist nicht immer möglich. Mit Buchhaltung, Bestellungen und Marketing haben wir fast dauernd etwas zu tun.» Für ein solches Projekt wird dann auch mal auf private Hobbies verzichtet. Die beiden haben früher regelmässig getanzt – dafür ist nun keine Zeit mehr. Dass sich die Mühe lohnt, zeigen viele positive Rückmeldungen aus dem Quartier und das grosse Medienecho, das die Kulturbar aus dem Mattenhof erhält. Kim Bigler lässt den Blick durch den grossen Raum wandern und sagt: «Bisher fehlte in dieser Umgebung ein Ort des sozialen Austauschs oder auch einfach einen Ort um Morgens die Zeitung zu lesen. Die Leute schätzen die Stimmung sehr und freuen sich zu sehen, dass wir alles mit viel Liebe zubereiten.»