Jingle Bern – einen Versuch wert

von Christoph Reichenau 29. November 2019

Noch bis am 1. Dezember findet im Casino eine vielseitige Dinnershow statt. Ganz ausgereift ist sie zwar noch nicht, ein Besuch kann sich aber trotzdem lohnen.

Ein Flötenspieler, der virtuos viele Flöten auf einmal bläst. Ein Paar, das ungesichert am Seil und auf einem daran befestigten Reifen turnt. Zwei Männer, die sich gegenseitig bis zur Decke des Saals katapultieren und mit Schrauben und Saltos «gumpen und gangglen». Ein Zauberer, der Dollarnoten, Krawatten und schliesslich sich selbst hervorbringt und wieder verschwinden lässt. Eine Multikomödiantin im Deux-Pièces. Eine Pianistin und ein Violinist mit einem Spektrum von Pop bis Bach.

Es ist nicht Kabarett, nicht Variété, nicht Artistik, nicht Zauberei, Zirkus, nicht Konzert, nicht Comedy – es ist irgendwie alles zusammen. Aber ohne überwölbenden thematischen Bogen, eher im Sinne eines Kaleidoskops mit vielen farbigen Steinchen, die ein bewegliches Puzzle mit magischen Momenten bilden. Internationale KünstlerInnen und ArtistInnen lassen staunen. Es ist klein und fein, kein Vergleich mit dem Cirque du soleil, an den sonst manches erinnert.

Es – das ist «Jingle Bern». Ein neues Format. Das vor kurzem wieder eröffnete Casino Bern probiert es zu Beginn des Advents aus. Eine Show im Konzertsaal, dessen Bühnengrösse oft zu klein wirkt für die Grösse des Gezeigten. Während auf der Bühne die KünstlerInnen überraschen, bezaubern, erheitern, essen die BesucherInnen im grossen Saal an runden Tischen mit edler Dekoration ein gediegenes Menu aus vier Gängen.

Die Verbindung zwischen den einzelnen Auftritten und zu den Essenspausen gestaltet Bänz Friedli als wirklich witzig, mal eher bemüht. Es braucht Zeit, bis das Publikum seine Zurückhaltung ablegt und mitgeht.
«Jingle Bern» ist noch nicht ganz ausgegoren, aber ein interessanter Ansatz und einen Versuch wert. Er verdient Kredit. Hingehen und sich überraschen lassen. Und: Schon das Musikensemble, stilsicher von Pop bis Bach, lohnt einen Besuch.