Die Fusion der Stadtberner Kirchgemeinden ist ein Dauerbrenner. Bisher aber vor allem in Fachkreisen, sprich: in Kirchgemeinderäten sowie dem Grossen und dem Kleinen Kirchenrat. Das breite Kirchenvolk hat davon wenig mitbekommen, hat sich auch wenig darum gekümmert. Wer weiss schon so genau, wo was entschieden wird in Kirchenfragen, beziehungsweise was eine Fusion für Änderungen bringen würde – zum Beispiel für die Kirchensteuernzahler*innen. Nun liegen die Details aber auf dem Tisch, ein Bericht mit allen Antworten auf diese Fragen. Alle können in dieser umfangreichen Auslegeordnung nachlesen, wie und wo es sie betrifft, wenn die zwölf Kirchgemeinden in Bern fusionieren.
Doch: Werden sich die Reformierten überhaupt interessieren und informieren, bevor sie ihren Stimmzettel (voraussichtlich im März 2025) in die Urne legen? Das ist schwer abschätzbar. Wenn man sich auf die Stimmbeteiligung an städtischen Urnengängen abstützt, und in Betracht zieht, dass Kirchengeschäfte sicher etwas weniger interessieren als Schulhausrenovationen und Zonenplanänderungen, dann stimmt das nicht gerade optimistisch.
Worum es geht
Mit einer Fusion sollen in der Stadt Bern Bern 12 Kirchgemeinden und die Gesamtkirchgemeinde zu einer einzigen Gemeinde fusioniert werden. An diesem Projekt wird seit Jahren gearbeitet. Nun soll eine Abstimmung im März 2025 zeigen, was das (reformierte) Stimmvolk dazu sagt. Ein detaillierter Bericht ging kürzlich an die Kirchgemeindepräsidien. Journal-B hat nachgefragt, wie sie zur Fusion stehen und den langjährigen Präsidenten des Steuerungsgremiums Hans von Rütte befragt.
Wenn sich die Kirchenverantwortlichen eine möglichst grosse Stimmbeteiligung wünschen, damit der Entscheid breit abgestützt sein wird, dann beginnt jetzt in den Kirchgemeinden die wahre Knochenarbeit. Die relativ trockene Materie mit vielen juristischen, aber auch einigen demokratierelevanten Details, muss unters Volk, denn der Entscheid hat Konsequenzen für alle Reformierten in der Stadt Bern.
Erwünscht ist deshalb eine seriöse Auseinandersetzung unter den Betroffenen. Eine Abstimmungsbotschaft reicht nicht. Es wird Diskussionsforen, Gesprächsabende, Podien und viel Einsatz von Befürworter*innen und Gegner*innen der Vorlage brauchen. Nur dann kann es gelingen, die Reformierten in der Stadt zu überzeugen, dass diese Vorlage sie durchaus etwas angeht, weil die Zukunft des reformierten Lebens in der Stadt vom Abstimmungsresultat abhängt.
Dass man Kirche auch neu denken kann, und dies durchaus im Gespräch mit Kirchennahen und Kirchenfernen geschehen darf, haben kürzlich die Verantwortlichen in Bern Nord bewiesen. Dort fusionieren gerade die zwei Gemeinden Johannes und Markus. Die neuen Ideen für die künftige Kirche im Wyler geben Hoffnung, dass eine Kirche mehr sein kann als ein wenig genutztes Gebäude.