Incontro

von Christoph Reichenau 21. Juni 2022

Daniela Camponovo stellt aus in der Galerie Vinelz.

Ein Dörfchen zwischen Ins und Erlach in weiter Landschaft nahe dem Bielersee. Im Winkel zwischen Kirche, Schulhaus und Bauernhäusern ruht die Arbeit am Sonntag. Kinderstimmen, sonst Stille. Die Hitze lastet. Über eine lange, steile Holztreppe tritt man von aussen in einen geräumigen Estrich, der von oben durch schmale Glasbänder mit Tageslicht erhellt wird. Balken, Holz und weisse Mauern. Das ist die Galerie Vinelz, erreichbar von Bern in einer guten halben Stunde mit dem Auto oder per öV. Die ruhige Fahrt durch die bäuerliche Landschaft stimmt einen ein für die Begegnung mit den Bildern.

Incontro nennt Daniela Camponovo den Einblick in ihr malerisches Schaffen während der Pandemie. Es ist eine Begegnung mit der in den Jahreszeiten sich wandelnden Natur, mit hellen und düsteren Stimmungen, mit sich selbst, dem eigenen Körper, mit Gedankengebilden, die wie farbige Wolken ziehen, unfassbar, unzähmbar. Lange Monate des Fühlens, Nachdenkens, Ausprobierens und Ertastens haben Formen gefunden in einer kleinen Auswahl von Bildern. Sie nehmen uns ein, ohne dass genau gesagt werden könnte, warum und wofür. Sie erlauben uns, freier zu fühlen, nachzudenken, auszuprobieren.

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Tritt man aus der lichten Galerie zurück in die Hitzeglocke, steigt man Tritt um Tritt vorsichtig die Treppe hinunter, nimmt die Eindrücke von Daniela Camponovo mit und lässt sie setzen. Das braucht Zeit, mehr als die Fahrt dauert. Der Ausflug aufs Land ist eine kleine Reise in eine andere Welt: Ins Innere einer Person, die sich uns öffnet.