Der Glaskasten inmitten des alten Gemäuers wirkt etwas fremd und doch passt er sich gut ein. Nach einem halben Jahr Bauzeit ist der Käfigturm dank des neuen Lifts nun barrierefrei zugänglich. Mit dem Einbau des Lifts wurden gleich alle Räume des Käfigturms saniert und etwa die Lichtanlagen erneuert.
Der Projektleiter Niklaus Rüegsegger vom Amt für Grundstücke und Gebäude steht bei der Medienführung am Dienstag sichtlich stolz vor dem Liftschacht und erzählt: «Während der Planung musste der Schacht fast millimetergenau ausgemessen werden.» Obwohl die Mauern von 1643 nicht ganz im Lot gebaut und am einen oder anderen Ort überraschenderweise Leitungen zum Vorschein gekommen seien, könne der Liftschacht nun so dastehen, wie er geplant war.
Journal B unterstützen
Unabhängiger Journalismus kostet. Deshalb brauchen wir dich. Werde jetzt Mitglied oder spende.
Weitere Neuerungen am Gebäude selbst beinhalten ein rollstuhlgängiges WC, eine erneuerte Eingangspassage sowie ein revidiertes Uhrwerk. Dieses lag während den Umbauarbeiten in seine Einzelteile zerlegt im Keller und müsse sich momentan noch etwas einpendeln. Deshalb bleibe das Geläut noch ab und zu aus.
Vom Käfig- zum Demokratieturm
Für Thomas Göttin und Stefanie Schüpbach vom Politforum Bern boten die Bauarbeiten die Gelegenheit, Konzept und Gestaltung der Räume neu zu denken. Zusammen mit ihrem Team erarbeiteten sie den Demokratieturm. «Wir wollen hier einen Ort schaffen, an dem eine Auseinandersetzung mit Demokratie stattfindet», erklärt die stellvertretende Geschäftsführerin Stefanie Schüpbach. Dabei haben sie bewusst Leerräume gelassen, damit sich die Ausstellung weiterentwickeln kann: «Es ist keine Dauerausstellung, vielmehr ist es eine Dauerinstallation, eine Grundausstattung die sich erweitern und verändern soll.»
Ausgangslage bildet das Verständnis von Demokratie als Lebensform, wie sie etwa die Philosophin und Demokratietheoretikerin Elizabeth Anderson vertritt. Darauf aufbauend will der Demokratieturm drei Grundfragen verhandeln: «Wer ist beteiligt?», «Wie kommen Themen auf den Tisch?» und «Wie entscheiden wir gemeinsam?».
Zu einem Ort, der nicht nur zum Denken anregt, sondern an dem auf Augenhöhe über ebendiese Fragen diskutiert werden kann, soll die Demokratiebar werden. Personen aus Politik und Gesellschaft können sich als «Barkeeper*in» melden und zu einem Thema eine gemütliche Gesprächsrunde veranstalten. «Gerade jetzt ist ein solcher Ort wichtig, denn das Thema Demokratie ist aktueller denn je», ist Geschäftsführer Thomas Göttin überzeugt.
Mehr Interaktion durch grössere Sichtbarkeit
Zum Nachdenken über die Grundlagen einer demokratischen Gesellschaft regen die verschiedenen Räume jedenfalls an, das wird beim Medienrundgang klar. Die Demokratiebar besitzt zudem das Potential, zu einem fruchtbaren Ort für neue Ideen und grundlegende Debatten zu werden. Doch wie will das Politforum sicherstellen, dass an solche Veranstaltungen nicht ohnehin jene kommen, die sich für politische Themen interessieren und in den bestehenden Institutionen bereits bestens integriert sind?
«Ich bin mir sicher, dass wir durch die Themenwahl einen Austausch auf Augenhöhe ermöglichen können», meint Thomas Göttin. Würden jene Themen behandelt, die vielen Leuten unter den Fingernägeln brennen, sei auch das Publikum entsprechend durchmischt. Stefanie Schüpbach ergänzt: «Durch die Zusammenarbeit mit möglichst unterschiedlichen Partner*innen machen wir auf uns aufmerksam und bringen die Leute so ins Politforum.» Durch Aktionen wie den Rollenden Tisch, der nun schon einige Male zum Einsatz kam, bringe das Politforum die Debatten zudem dorthin, wo sie sonst nicht stattfinden.
Eine weitere Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen und für Teilhabe am politischen Diskurs zu begeistern, bietet sich dem Politforum mit dem Turmfest. Am 9. September finden die Feierlichkeiten zur Wiedereröffnung im Käfigturm und auf dem Bärenplatz statt. Dabei können alle (vor Ort oder online) ihre Ideen im Ideen-Topf eingeben.
Der neue Lift bleibt also nicht die einzige Bemühung um mehr Inklusion im Politforum. Es bleibt zu hoffen, dass diese fruchten und der neue Demokratieturm zum Treibhaus wichtiger Impulse aus der Zivilgesellschaft werden kann.