«Im Stau» eine «Zigipouse»?

von Dschamila Hirsiger 18. März 2025

Der Berner Kurzfilm «Im Stau» von Alan Sahin ist für den Schweizer Filmpreis nominiert. Grund genug, euch auch ein früheres Werk des jungen Bieler Filmemachers vorzustellen.

Diese Woche reist die Schweizer Filmbranche nach Genf, um am 21. März bei der Verleihung des Schweizer Filmpreises das heimische Filmschaffen zu feiern. Unter den Nominierten ist auch der dokumentarische Kurzfilm «Im Stau» von Alan Sahin, der sich dem schweizweit bekannten und unbegreiflichen Phänomen des Gotthard Staus widmet.

Er nimmt das Publikum mit auf eine Reise in verschiedene Fahrzeuge, zu unterschiedlichen Personen auf ihrer stagnierenden Reise in den Süden und eröffnet damit einen einzigartigen Einblick in unterschiedliche Mikrokosmen.

Eine Familie mit Kleinkind, ein Mutter-Tochtergespann, eine Gruppe feierfreudiger Junggesellinnen und ein deutsches Ehepaar im Luxuscamper sind nur einige der verschiedenen Menschen, die wir «Im Stau» kennenlernen.

Die Stimmung der blockierten Automobilist*innen wird durch am Asphalt klebende Klimaaktivist*innen weiter angeheizt. Wer wird die Geduldsprobe meistern?

Ein kurzweiliger Film über von Langweile und Ungeduld geplagte Menschen, die sich die Zeit des Wartens auf unterschiedliche Art vertreiben.

Der Kurzfilm ist im Rahmen der Woche der Nominierten vom 17. bis 21. März in Zürich und Genf zu sehen. Eine Übersicht der nominierten Berner Langfilme findet ihr hier.

«Zigipouse»

Bereits mit seinem Abschlussfilm «Zigipouse», den er im Rahmen seines Studiums an der Zürcher Hochschule der Künste realisiert hat, feierte der junge Bieler nicht nur in der Schweiz, sondern auch international beachtliche Festivalerfolge.

Die 7 Tableaus von alltäglichen Szenen, denen wir sonst nur wenig Beachtung schenken, überzeugen durch ihre präzise Komposition, ihren Witz und Sahins feines Gespür für zwischenmenschliche Dynamiken. (Foto: zVg)

Vermutlich auch deshalb, weil es sich um ein sehr universelles Thema handelt. Der Dokumentarfilm zeigt Menschen bei ihren Zigarettenpausen an sieben verschiedenen Orten in Biel. Mal vor einer Autogarage bei Diskussionen über das neuste iPhone-Modell, mal im Innenhof eines Restaurants bei Gesprächen über verlorene Rezepte und abwesende Gäste, oder vor einem Krankenhaus beim Reflektieren über den letzten Rettungseinsatz.

Die 7 Tableaus von alltäglichen Szenen, denen wir sonst nur wenig Beachtung schenken, überzeugen durch ihre präzise Komposition, ihren Witz und Sahins feines Gespür für zwischenmenschliche Dynamiken. Sein Blick auf das scheinbar Nebensächliche wird zu einem poetischen und humorvollen Geflecht über unterschiedliche Menschen, die durch ihre Sucht nach Nikotin miteinander verbunden sind.