«Ich erlebe die Baustelle als Ort der Kooperation»

von Simon Klopfenstein 5. April 2013

Schon früh realisierte Res Hofer, dass er mit seinen Händen arbeiten will. Heute besitzt der Berner Zimmermann ein eigenes Unternehmen und findet, dass Lachen zum Arbeitsalltag auf der Baustelle gehört.

Res Hofer arbeitet seit 28 Jahren auf Baustellen und würde seine Arbeit mit keiner anderen tauschen wollen. Eine Baustelle empfindet er zwischenmenschlich als viel weniger hart, als die meisten Leute sich dies vorstellen würden: «Der klassische Bauarbeiter, der kommt, rumbrüllt und nur für sich schaut, kenne ich nicht.»

«Auf der Baustelle ist den meisten bewusst, dass es besser ist zu kooperieren.»

Res Hofer, Zimmermann

 

Als gelernter Tiefbauzeichner wurde Hofer die Büroarbeit schnell langweilig. Als er per Zufall auf ein Inserat stiess, welches Helfer für einen Turmbau suchte, entdeckte er seine Liebe zur Arbeit mit den Händen und beschloss darauf noch eine Lehre als Zimmermann zu absolvieren. Während der Lehre wurde dem gebürtigen Emmentaler jedoch rasch klar, dass er nicht unter dem Diktat grosser Bauunternehmen stehen möchte. Er wollte selbständig werden.

Nach der Lehre half Res Hofer zuerst vor allem auf Kleinbaustellen bei Freunden aus – unter anderem in Finnland und Deutschland. Zurück in der Hauptstadt beteiligte er sich einige Jahre am Bau der Reithalle, machte viele Bekanntschaften und so kam sein Einmann-Unternehmen fast schon von alleine ins Rollen.

«Die Reitschule war mein Tor zu Bern.»

Res Hofer

 

Als der Zimmermann mit befreundeten Schreinern und Handwerkern das Areal in Niederscherli fand, war der erste Schritt zur Arbeitsgemeinschaft getan. Heute beschäftigt seine Firma „Aufholz“ ein siebenköpfiges Team, darunter auch jeweils ein Lehrling. Die Firma „Aufholz“ unterscheidet sich in vielem von einem klassischen Handwerkerbetrieb. Gerade auch ihr Dogma: „Auf einer Baustelle kann man nicht Vollzeit arbeiten. Das gibt Rückenweh.“ Dies steht im kompletten Gegensatz zur geläufigen Branchen-Praxis der Vollzeitbeschäftigung. Das wichtigste für Hofer ist, dass seine «Jungs», wie er die Mitarbeiter liebevoll nennt, motiviert sind und Freude an der Arbeit haben.

«Gute Architekten haben eine lange Leine.»

Res Hofer

 

Ohne Kooperation, Selbstständigkeit und Flexibilität kommt keine gute Zusammenarbeit zustande. Auf der Baustelle sieht sich Res Hofer als Teamplayer und nicht als Gewerbler, diesen Begriff verbindet er mit einem versteiften Weltbild und einer verbissenen Lebenseinstellung. Da er auch bewusst darauf achtet mit Gleichgesinnten zu arbeiten, herrscht auf den Baustellen meistens eine gute Stimmung. Eine Baustelle verlangt ein hohes Mass an Ernsthaftigkeit; um diese Ernsthaftigkeit zu brechen, brauche es Humor: Hofer ist überzeugt: «Mit Lachen geht es besser.»