Hoffnung als Lebenselixier

von Lucie Bader 20. Oktober 2023

Kino Zum vierten Mal finden in Bern die Orient-Express Filmtage statt. Vom 24.-30. Oktober sind in Bern 18 Filme aus verschiedenen Ländern und Genres zu sehen.

 

Das Bild eines Feigenbaums und das Wort «Hoffnung» dominieren das Plakat zur diesjährigen Ausgabe der Orient-Express Filmtage (OEFF). Sie bieten den Kinoliebhaber*innen in Bern, Zürich, Basel und St. Gallen ein vielfältiges Programm von Filmen aus Ländern des Nahen Ostens und weitere Kulturveranstaltungen an. «Hoffnung ist eine Strategie gegen Pessimismus und Resignation», erläutert Aydin Sevinc, Festivalleiter des OEFF.

Film als Fenster zur Welt

Gerade jetzt, wo uns Krieg, Unterdrückung und Angst täglich verunsichern, kann der filmische Einblick in fremde Lebenswelten und Geschichten ein Kompass für das Einordnen und Verstehen sein. So erzählt der Spielfilm «Parwareshghah – Kabul Kinderheim» von einem Strassenkind, das auf dem Schwarzmarkt Kinokarten und Kleinkram verkauft. Als es erwischt wird, verblassen seine Träume, die es im Kino als Actionheld ausleben konnte. Im Kinderheim tut es sich dann mit anderen Kindern zusammen. Die Geschichte spielt in den 80er Jahren, zeigt aber beispielhaft, wie ein Heranwachsender in Afghanistan der prekären Lage zu entfliehen versucht.

Die Hoffnung ist ein existenzielles Phänomen, ein Lebenselixier, eine Überlebensstrategie.

Ganz anders der Dokumentarfilm «Sieben Winter in Teheran», der die Ungerechtigkeit in der iranischen Gesellschaft sichtbar macht. Er porträtiert Reyhaneh, eine Heldin wider Willen, die im Kampf für die Rechte der Frauen ihr Leben opfert. «Im toten Winkel» erzählt die Regisseurin Ayşe Polat von einem türkischen Überwachungsagenten und einem deutschen Filmteam, deren Geschichten sich verflechten.

Begegnungen und Filmgespräche

Das Festival zeigt insgesamt 18 Filme aus verschiedenen Ländern und Genres. Bei einigen Vorstellungen hat das Publikum die Gelegenheit, die Filmschaffenden persönlich kennen zu lernen und in Filmgesprächen Hintergründe und Zusammenhänge zu erfahren. Diese sind für das Verständnis der Filme wichtig: In verschiedenen Ländern ist das Filmemachen ein schwieriges und manchmal fast unmögliches Unterfangen. Die Aufnahmen erfolgen heimlich, und das Filmmaterial muss unter grossen Gefahren aus dem Land geschmuggelt werden. Verschiedene Filmschaffende stehen unter Berufsverbot oder sitzen im Gefängnis.

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Trotz allem geben die Filmschaffenden ihre Leidenschaft und ihren Kampf für die Kunst nicht auf. Denn wie Aydin Sevinc sagt: «Die Hoffnung ist ein existenzielles Phänomen, ein Lebenselixier, eine Überlebensstrategie.»