Hinter den Kulissen geht es weiter

von Christoph Reichenau 20. Juni 2023

Museumsquartier Von aussen hatte man den Eindruck, um das Projekt Museumsquartier Bern sei es still geworden, nicht nur wegen des Winters, der den zentralen gemeinsamen Garten fast wieder zunichte machte. Doch nun sind die wichtigsten Akteurinnen wieder am Werk. Es geht weiter.

Im Sommer 2021 ist bei strömendem Regen der Buchsbaum-Zaun zwischen dem Historischen Museum und dem Museum für Kommunikation durchschnitten worden (Journal B berichtete). Das war die erste Aktion des Vereins Museumsquartier Bern, dem elf Kultureinrichtungen angehören, die im Kirchenfeld beheimatet sind: das Schweizerische Schützenmuseum, das Naturhistorische Museum, das Museum für Kommunikation, das Alpine Museum, die Nationalbibliothek, die Kunsthalle, das Institut für Bildungsmedien der Pädagogischen Hochschule Bern, das Yehudi Menuhin Forum, das Stadtarchiv und das Gymnasium Kirchenfeld.

Die unterschiedlich getragenen und finanzierten Häuser gründeten einen Verein. Dieser knüpfte an früheren gemeinsamen Initiativen an, so dem Museumszentrum 1966 und dem Kulturgüterzentrum Unteres Kirchenfeld in den frühen 1980er Jahren. Beide sind weitgehend gescheitert, aus letzteren ist immerhin das Museum für Kommunikation am heutigen Ort entstanden.

Die Transformation ist keine museumsinterne Übung, sondern ein öffentlicher Prozess, der allen Interessierten die Teilnahme öffnet.

Nun soll es anders werden. Gemeinsam entstand das wegleitende Papier «under construction» für die Transformation zum neuen Museumsquartier. Das Motto: «Das Museumsquartier Bern ist der Ort, der Veränderungen in Gesellschaft und Natur untersucht, dokumentiert und das Publikum involviert.»

Die Bevölkerung soll bald konkret merken, dass «etwas geht». 2022 wurde inmitten der Museen eine Brache als Garten kultiviert. Die Transformation ist keine museumsinterne Übung, sondern ein öffentlicher Prozess, der allen Interessierten die Teilnahme öffnet – mit Stammtischen, Sprechstunden, Quartierspaziergängen, Ideensammlungen.

Personelle Turbulenzen

Nach dem öffentlichen Aufbruch blieb es eine Zeitlang still im Museumsquartier. Geschäftsführerin Sally De Kunst musste wegen eines Bandscheibenvorfalls monatelang pausieren. Ihre Stellvertreterin Regula Berger kündigte aus familiären Gründen. Nun ist Sally De Kunst vorerst zu 50% zurück. Als Stellvertreterin fängt Michèle Zweifel im Juli zu 60% an; sie ist Theaterwissenschafterin, Filmerin und hat bei den Festspielen Zürich Erfahrungen gesammelt. Bereits begonnen hat Jael Amina Kaufmann im Bereich Kommunikation und Events.

Das Team ist vollzählig. Im Garten wird die Biodiversität weiter gefördert. Ein überdachter Begegnungsort entsteht, am 25. August ist ein Sommerfest geplant und der Verein Spielrevier bietet ein Atelier für Kinder.

Journal B unterstützen

Unabhängiger Journalismus kostet. Deshalb brauchen wir dich. Werde jetzt Mitglied oder spende.

Das alles ist gut und recht. Wichtig ist allerdings vor allem, dass durch viele nicht-öffentliche Aktivitäten die Menschen, die in den Häusern arbeiten, sich kennenlernen, gemeinsam Themen entwickeln, Synergien erproben. Diese Arbeit ging in vielen Gruppen den Winter durch weiter. Der Wettbewerb für die Gesamtsanierung des Historischen Museums zum Beispiel ist eingebettet in die Transformation und wird darauf mit baulichen und gestalterischen Impulsen einwirken.

Museen sind Orte des Staunens. Sie bewahren materielles Wissen, sie zeigen, was es gab und gibt. Die Art, in der sie es tun, bringen einen auf neue Ideen, vielleicht auf Änderungen. Dafür müssen sich die Museen selbst ändern und öffnen. Im Berner Kirchenfeld haben sie sich aufgemacht.