In der gutgefüllten Halle ist die Spannung greifbar. Über 1000 Zuschauer wollen sehen, wie der neue Schweizermeister im Futsal gekürt wird. Der Speaker heisst die Fans der beiden Teams willkommen und fordert sie auf, etwas Lärm zu machen. Die Fans von Minerva kurieren wohl noch ihren «Fasnachtskater» aus, denn die Fans der Gäste haben doch deutlich die Oberhand. Da es sich um ein nationales Finalspiel handelt, darf die Schweizernationalhymne natürlich nicht fehlen.
Um Punkt drei Uhr wird das Spiel angepfiffen. Die Maniacs setzen die Gastgeber aus Bern sofort unter Druck und nach einem Lattenknaller folgt kurz darauf der verdiente Führungstreffer. Nach fünf Minuten führen die Gäste durch Facchinetti mit 1:0. Jetzt braucht es eine Reaktion von Minerva, wenn das Spiel nicht schon früh entschieden werden soll. Diese folgt auch postwendend, nur eine Minute später zappelt der Ball im Netz der Maniacs. Mit der ersten zwingenden Chance nach einem schönen Konter kann Perreira zum Ausgleich einschieben.
«Bereits nach acht Minuten haben beide Teams fünf Fouls auf dem Konto»
Annina Häusli, Volontärin
Das Spiel ist in der Anfangsphase sehr körperbetont. Bereits nach acht Minuten haben beide Teams fünf Fouls auf dem Konto und Minerva zusätzlich noch eine gelbe Karte. Kurz darauf nimmt Minerva ein Time Out, da die Maniacs die Berner weiterhin unter Druck setzten und Minerva das gegnerische Tor selten aus der Nähe sieht. Nur langsam findet Minerva besser ins Spiel, die Maniacs stehen erneut kurz vor dem Führungstreffer. Doch es soll anders kommen. In der 17. Minute erzielt Yves Mezger aus dem Nichts das Tor zur 2:1 Führung. Nur wenige Sekunden später ergibt sich sogar die Chance zum 3:1. Nun nehmen auch die Maniacs ihr Time Out, es sind nur noch wenige Sekunden in der ersten Halbzeit zu spielen. Sie wollen unbedingt noch den Ausgleich vor der Pause schaffen. Doch dieser bleibt ihnen verwehrt, mit 2:1 für Minerva geht es in die Pause.
Erfolgreiche Vereinsgeschichte
Die Zeichen stehen also gut, dass Minerva zum zweiten Mal in Folge Schweizermeister wird. Dabei ist der Club noch jung, erst vor vier Jahren wurde er von drei jungen Bernern, Miro Prskalo, Fabio Santona und Patrick Lämmle, gegründet. Ersterer ist nun Präsident des Vereins, die anderen spielen immer noch aktiv in der ersten Mannschaft. Gegründet wurde der Verein nachdem Prskalo, Santona und Lämmle gemeinsam in Montenegro an der Futsal-Europameisterschaft im Universitätssport spielten und erkannten, dass es sehr grosse Unterschiede zwischen anderen europäischen Ländern und der Schweiz gab. International befindet sich die Schweiz im hinteren Mittelfeld, so der Trainer von Futsal Minerva, Marcos Lopez.
«Gut die Hälfte der Spieler stammt aus Brasilien, Portugal oder Spanien»
Annina Häusli, Volontärin
So gründeten die drei Futsal Minerva, welches gleich im ersten Jahr von der NLB in die NLA aufstieg. Zwei Jahre später gewannen sie auch die NLA und stiegen in die neugegründete Swiss Futsal Premier League auf. Hinter dieser Leistung steht natürlich viel harte Arbeit. «Es wird drei bis vier Mal in der Woche trainiert», sagt Lopez. Die Spieler sind mehrheitlich Studenten und nur wenige spielen nebenbei auch noch Fussball. Gut die Hälfte der Spieler stammt aus Brasilien, Portugal oder Spanien, was nicht verwundert, da Futsal in diesen Ländern eine sehr wichtige Sportart ist.
Die bisherigen zwei Partien dieser Saison sprechen für die Maniacs, da sie einen Sieg und ein Unentschieden verzeichnen können. Futsal Minerva-Präsidnet Prskalo gibt sich dementsprechend diplomatisch: «Die Chancen auf einen Sieg stehen 50:50».
Es geht weiter
Die zweite Halbzeit beginnt ausgeglichen. Beide Teams haben Chancen, doch sie bleiben ungenutzt. Die Maniacs kämpfen und wollen den Ausgleich unbedingt schaffen. Doch nach dem 3:1 in der 29. Minute nach einer schönen Kombination über drei Stationen durch Mezger scheint der Bann gebrochen. Da hilft auch ein Time Out der Maniacs nicht mehr viel. Nun sind auch die Fans von Futsal Minverva gut zu hören. Erneut Yves Mezger ist es, der in der 31. Minute nach einer Einzelleistung die Hoffnungen der Maniacs weiter dezimiert und auf das vorentscheidende 4:1 erhöht.
«Als der Schlusspfiff ertönt, fallen sich die Spieler erleichtert in die Arme»
Annina Häusli, Volontärin
Die Manicas kommen zwar nochmals auf 4:2 heran, doch sie machen sich mit Fouls das Leben selber schwer, da es nach fünf Fouls für jedes weitere automatisch einen Penalty gibt. So fallen die letzten drei Tore für Minerva jeweils durch Penalty aus 10 Metern.
Als nach 40 Minuten der Schlusspfiff ertönt, fallen sich die Spieler von Minerva erleichtert in die Arme und beginnen zu feiern. Es werden Meister-Shirts verteilt und die Fans jubeln gemeinsam mit ihrem Team. Neben der Meisterschaft hat Minerva auch den Fair-Play-Preis gewonnen, für das Team mit den wenigsten Strafpunkten. Die Feier geht auch nach der Siegerehrung noch weiter und wird bestimmt noch lange andauern. «Emotionen und Spektakel», dass macht Futsal aus, meinen Prskalo und Lopez. Mit diesem Finalspiel wurde dies zweifellos bestätigt.
Nach dem Triumph – drei Fragen an Präsident Miro Prskalo
Was waren die Zutaten zu diesem Erfolg?
Prskalo:
Es ist die Zusammenarbeit und der hervorragende Zusammenhalt im Team. Dass wir alle zusammen tagtäglich unsere Leidenschaft leben, ohne uns zu verstellen, natürlich und authentisch bleiben, auf und neben dem Platz. Zudem stimmt die Mischung im Team und unserem Trainer Marcos Lopez gebührt ein grosser Dank.
Man hat den Eindruck, dass sich der «Hallenfussball» langsam etabliert in Bern.
Ja. Wir haben mit Mobulu Futsal einen zweiten grossartigen Verein in Bern. Dazu haben wir mit der Wankdorfhalle, den Hallen im Neufeld und in Ittigen eine sehr gute Infrastruktur. Die Rahmenbedingungen sind gegeben, nun hoffe ich, dass auch die breite Öffentlichkeit langsam aufspringt.
Während im Fussball ungemein viel Geld fliesst, ist im Futsal alles noch viel kleiner und auf Amateurbasis. Erwartest du eine Professionalisierungsphase in den nächsten Jahren?
Wir wollen die Strukturen verbreitern. Auf dem Weg zu mehr Professionalität brauchen wir den Fussballverband. Ich hoffe, dass der Verband den Futsalsport noch weiter «pusht» und merkt, dass Futsal auch etwas Gutes für den Fussball ist.